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OTS: Deloitte / Rohstoffe: Wertschöpfung der deutschen Industrie in hohem Maß ...

09.04.2024
um 09:34 Uhr

Rohstoffe: Wertschöpfung der deutschen Industrie in hohem Maß abhängig
von China, Taiwan und Malaysia
München (ots) -

- Deutschlands Lithiumimporte aus China haben sich seit 2013 vervielfacht.
- Stabile Lieferketten bei Silizium - unsichere Importländer bei Halbleitern
- Zahlreiche Möglichkeiten zur Diversifizierung bleiben ungenutzt.

Die Unternehmen des produzierenden Gewerbes stehen in einer teilweise riskanten
Abhängigkeit von China und südostasiatischen Ländern wie Taiwan und Malaysia.
Denn die Rohstoffe Lithium, Silizium und Kobalt sowie damit verbundene
Vorprodukte (Lithium-Ionen-Akkumulatoren, Halbleiter, Kobaltmatten) sind eine
essenzielle Voraussetzung für die industrielle Wertschöpfung hierzulande; sie
werden jedoch vollständig oder in sehr großem Umfang aus wenigen, teilweise
risikobehafteten Ländern importiert.

So deckt die deutsche Industrie trotz wachsender geopolitischer Risiken einen
erheblichen Teil ihres Lithiumbedarfs durch Einfuhren aus China. Von einem
Prozent im Jahr 2013 ist der Import von chinesischem Lithium auf heute 24
Prozent gestiegen, wie eine aktuelle Analyse von Deloitte zeigt. Mit diesem
rasanten Wachstum ist China im Begriff, Chile als wichtigstem Importeur der
deutschen Industrieunternehmen den Rang abzulaufen. Noch ist das
südamerikanische Land mit 47 Prozent zwar der wichtigste Lieferant. Doch der
Anteil ist in den vergangenen Jahren deutlich gesunken: 2013 lieferte Chile noch
76 Prozent des deutschen Bedarfs. Argentinien, der weltweit zweitgrößte
Lithiumexporteur, spielt bei den deutschen Importen bislang praktisch keine
Rolle. Lithium ist ein zentraler Rohstoff für wiederaufladbare Batterien, unter
anderem in Laptops und Smartphones, aber auch in Elektroautos. Es wird außerdem
in Schmiermitteln, Keramik und Glas verwendet.

Lithium: Von Decoupling keine Spur

Noch größer ist die Abhängigkeit bei dem zentralen Vorprodukt. Nahezu jeder
zweite Lithium-Ionen-Akku (41%) kam im vergangenen Jahr aus China. Auch hier hat
der Anteil der chinesischen Importe zugenommen (2013: 27%), so dass das Land
inzwischen der wichtigste Importeur für die deutsche Industrie ist. "Es ist
höchste Zeit, hier einen Kurswechsel vorzunehmen", sagt Dr. Jürgen Sandau,
Partner und Supply Chain Lead bei Deloitte. "Die Unternehmen sind gut beraten,
ihre Lieferketten individuell zu betrachten und breiter aufzustellen, sonst
drohen der deutschen Wirtschaft zum Beispiel im Fall eines eskalierenden
Taiwankonflikts erhebliche Abschreibungen und Verluste."

Die Alternativen liegen auf der Hand: "Deutschland könnte zum Beispiel seine
Lithiumimporte aus Argentinien deutlich steigern", empfiehlt Sandau.
Entsprechende Handelsabkommen, aber auch eine Prüfung des Lithiumabbaus in
Deutschland und Importe aus Europa sind weitere Möglichkeiten, um die starke
Abhängigkeit bei diesem Rohstoff zu reduzieren.

Silizium: Gute Voraussetzungen für die Halbleiter-Produktion in Deutschland

Silizium ist vor allem für die Herstellung von Dichtungsmaterialien, Lacken und
Farben sowie in der Herstellung von Solarzellen und Halbleitern notwendig. Die
Silizium-Importe der deutschen Industrie weisen zwar ebenfalls eine hohe
Länderkonzentration auf, allerdings stammen sie aus Regionen mit einem geringen
politischen Risiko. 58 Prozent der Silizium-Einfuhren kommen aus Norwegen; noch
vor zehn Jahren lag der Anteil des norwegischen Siliziums an den deutschen
Importen bei 22 Prozent. Weitere 15 Prozent stammten 2023 aus Frankreich. "Bei
diesem für die Halbleiter-Industrie wichtigen Rohstoff sind die Lieferketten
nach Deutschland kürzer und sicherer. Mit Blick auf den Aufbau der
Halbleiter-Produktion in Deutschland sind das aktuell gute Voraussetzungen", so
Sandau.

Derzeit importiert die deutsche Industrie jedoch einen Großteil der benötigten
Halbleiter aus fünf asiatischen Ländern: 62 Prozent stammen aus Taiwan,
Malaysia, China, den Philippinen und Thailand. Taiwan liefert mit 23 Prozent der
deutschen Importe den größten Anteil, Malaysia (13%) und China (10%) folgen auf
den Plätzen zwei und drei der Top-Importländer. Halbleiter gehören zu den
wichtigsten auf Silizium basierenden Vorprodukten.

Kobalt: Großteil der Importe aus Finnland

Bei Kobalt, das in der Akkutechnologie sowie in Legierungen und Beschichtungen
der Metallindustrie gebraucht wird, ist die Risikoexposition der deutschen
Industrie deutlich geringer. Denn mit 84 Prozent kommt der Großteil der
deutschen Einfuhren aus dem risikoarmen Finnland. Eine Diversifizierung durch
Importe aus den USA, dem weltweit größten Kobalt-Exporteur, ist möglich, findet
bislang jedoch nicht statt.

Mit rund 20 Prozent des BIP leistet die Industrie einen wesentlichen Beitrag zum
deutschen Bruttoinlandsprodukt. "Der Großteil davon - knapp 80 Prozent der
industriellen Wertschöpfung - entstehen im Fahrzeug- und Maschinenbau, in der
Metall-, Chemie- und Kunststoffindustrie sowie in der Produktion von
elektrischen Geräten", sagt Oliver Bendig, Partner und Leiter des
Industriegeschäfts bei Deloitte. "Angesichts dieser Bedeutung ist ein Umsteuern
dringend notwendig."

Die Analyse von Deloitte, eine Vertiefung der Reihe "Supply Chain Pulse Check",
betrachtet Abhängigkeiten und Risiken von Rohstoffen und ermittelt eine
Gesamtexponierung von Deutschland. Die Abhängigkeit ergibt sich aus dem
Importanteil im Jahr 2023 und seiner Veränderung seit 2013 (Quelle: Destatis).
Betrachtet wurde außerdem das Wachstum der Importwerte. Für die Ermittlung der
Länderrisiken wurden politische und regulatorische Gegebenheiten ebenso
betrachtet wie Lieferketten- und Umweltrisiken. Als Grundlage dienten unter
anderem das Political Risk Rating der Economist Intelligence Unit, der FM Global
Resilience Index 2023 und der Global Trade Alert.

Die Analyse finden Sie hier (https://image.marketing.deloitte.de/lib/fe311170756
40474771d75/m/1/41cca9ee-4998-48fc-9b0a-30d419f4ae5b.pdf) .

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