Reuters

Europas Börsen gehen gemächlich in die Weihnachtspause

23.12.2016
um 18:16 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Nach der Kursrally der vergangenen Wochen haben es Anleger am letzten Handelstag vor Weihnachten ruhig angehen lassen.

Selbst gute Nachrichten aus der Finanzbranche konnten sie nicht vom Hocker reißen. Der Dax hüpfte zwar kurz auf ein Eineinhalb-Jahres-Hoch von 11.480 Punkten, beendete den Handel aber 0,1 Prozent tiefer mit 11.449,93 Zählern. Der EuroStoxx50 schloss mit 3273,97 Punkten 0,1 Prozent im Plus. Auf Wochensicht legten die Indizes je rund ein halbes Prozent zu.

Feiertagsstimmung herrschte auch an der Wall Street. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte gab seinen Spurt auf die Rekordmarke von 20.000 Punkten erst einmal auf und lag zu Handelsschluss in Europa 0,1 Prozent im Minus bei 19.902 Zählern. "In der Zeit um Weihnachten und Neujahr irren die weltweiten Börsen zwischen Verlusten und Gewinnen umher auf der Suche nach einer Strategie für 2017", sagte Marktanalyst Lukman Otunuga vom Brokerhaus FXTM in London.

Für reichlich Gesprächsstoff sorgte die Finanzwelt. Die Deutsche Bank einigte sich nach langem Verhandeln mit der US-Justizbehörde im Streit um Tricksereien auf dem amerikanischen Hypothekenmarkt auf eine Strafe von sieben Milliarden Dollar. Anleger reagierten erleichtert, denn die Behörde hatte ursprünglich 14 Milliarden Dollar gefordert. Die Aktien des größten deutschen Geldhauses legten im Tagesverlauf bis zu fünf Prozent zu und gingen mit einem Plus von 0,3 Prozent auf 17,81 Euro aus dem Handel. Seit dem Rekordtief von Ende September entspricht das einem Zuwachs von rund 80 Prozent.

"Ein Riesen-Befreiungsschlag ist das nicht, aber der Vergleich reduziert die Unsicherheit", sagte Union-Investment-Fondsmanager Ingo Speich. Die Deutsche Bank muss zunächst 3,1 Milliarden Dollar Strafe bezahlen, 4,1 Milliarden Dollar werden in den kommenden Jahren in Form von Verbraucherentschädigungen fällig. "Die unmittelbaren Auswirkungen scheinen im Zahlenwerk der Deutschen Bank beherrschbar, ohne dass neues Eigenkapital benötigt wird", urteilten die Experten der LBBW. Außerdem werde das größte Damoklesschwert über dem Institut entschärft. DZ-Bank-Analyst Christian Koch betonte allerdings auch, die Kapitalausstattung der Bank sowie die operative Entwicklung im Vergleich bleibe im Vergleich zu Wettbewerbern schwach.

KURSGEWINNE IN ITALIEN

Titel der Credit Suisse, die sich wie die Deutsche Bank im Hypothekenstreit mit der US-Justiz auf eine Zahlung von 5,3 Milliarden Dollar einigte, konnten ihre im Tagesverlauf erzielten Kursgewinne nicht halten und verloren 0,9 Prozent. Fachleute erwarten aber, dass auch die Schweizer Bank die Strafe aus eigener Kraft stemmen kann. Barclays lässt sich dagegen auf einen Prozess mit den US-Behörden ein. Anleger gefiel das nicht, die Aktien des britischen Geldhauses verloren in London 0,9 Prozent.

Deutliche Zuwächse gab es an der Börse in Italien, nachdem der Staat der ins Straucheln geratenen Bank Monte dei Paschi di Siena erneut unter die Arme griff. Zudem rief das Kabinett von Ministerpräsident Paolo Gentiloni einen 20 Milliarden Euro schweren Fonds zur Stabilisierung des gesamten italienischen Bankensektors ins Leben. Der Auswahlindex der Mailänder Börse stieg um 1,2 Prozent, der italienische Banken-Index legte 0,6 Prozent zu.

An der Wall Street standen die Papiere des Rüstungskonzerns Lockheed Martin im Fokus mit einem Kursverlust von knapp einem Prozent. Der künftige US-Präsident Donald Trump hatte die Kosten für das Kampfflugzeug F-35 als zu hoch bezeichnet und Konkurrent Boeing aufgefordert, ein Angebot für das Modell F-18 Super Hornet vorzulegen.

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