Reuters

VW-Konzern will Wachstum mit SUV-Offensive ankurbeln

20.11.2017
um 13:56 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Volkswagen will mit zahlreichen SUV-Modellen sein Wachstum ankurbeln - brockt sich damit aber höhere Hürden zum Erreichen der EU-Klimaschutzvorschriften ein.

"Wir sind im profitabelsten und am schnellsten wachsenden Segment unterrepräsentiert, wir werden diese Lücke schließen", sagte Finanzvorstand Frank Witter am Montag. Für die kommenden Jahre seien mehr als 45 SUV geplant. Mit Modellen wie dem auf der Automesse IAA vorgestellten T-Roc soll bis 2020 in Europa jeder dritte Neuwagen des Konzerns und in den USA jeder zweite ein Stadt-Geländewagen sein. Im wichtigsten Markt China will VW den SUV-Anteil bis dahin auf 40 Prozent von aktuell 18 Prozent steigern. Um mit der wachsenden Zahl schwerer Autos den Kohlendioxid-Ausstoß wie vorgeschrieben bis 2021 zu senken, muss VW mehr Geld in sauberere Motoren stecken. "Die Aufgabe, die CO2-Vorgaben zu erreichen, wird schwerer", sagte Witter.

In der EU müssen die CO2-Werte im Durchschnitt der gesamten Neuwagenflotte aller Automarken bis 2021 auf 95 Gramm CO2-Ausstoß je Kilometer sinken von 130 Gramm 2015. Bei Überschreiten des Grenzwerts können Strafzahlungen anfallen. Der Wolfsburger Konzern gehe jedoch davon aus, die Vorschriften einzuhalten und Bußgelder zu vermeiden, erklärte Witter. VW hatte am Freitag angekündigt, bis Ende 2022 mehr als 34 Milliarden Euro in Elektroautos, autonomes Fahren und Digitalisierung zu investieren[nL8N1NN37Z]. Der VW-Rivale Opel stünde ohne Umsteuern im Modellangebot vor Strafzahlungen, wie kürzlich der Chef der neuen Opel-Mutter PSA, Carlos Tavares, erklärte. Der Rüsselsheimer Autobauer soll deshalb schleunigst mehr Fahrzeuge mit reinem Stromantrieb oder Hybrid-Motoren auf den Markt bringen.

VW hob dank der Modellplanung mit mehr SUVs und Elektroautos und einer erhofften Erholung der Pkw-Märkte in Brasilien, Indien, Russland und Osteuropa seine Umsatzprognose für 2020 an. In Nordamerika und Europa erwartet VW nach dem Abgasskandal ebenfalls eine Erholung. Die weltweiten Erlöse sollen bis dahin gegenüber den knapp 220 Milliarden Euro 2016 um mehr als 25 Prozent steigen. Im März hatte der Konzern noch mit fünf Prozentpunkten weniger Wachstum gerechnet. Auch die Prognose für den operativen Gewinn hob VW etwas an auf ein Plus von 25 Prozent oder mehr, sodass die Rendite wie bisher in Aussicht gestellt bei 6,5 bis 7,5 Prozent liegen würde.

Investoren motivierte der Ausblick zum Kauf von VW-Aktien: Die Papiere des Dax-Konzerns stiegen um rund vier Prozent. "Es wird zusehends schwierig für Anleger, die beeindruckende Wende bei Volkswagen zu ignorieren", erklärte Arndt Ellinghorst, Autoexperte des Investmentberaters Evercore ISI.

Volkswagen AG Vz.

WKN 766403 ISIN DE0007664039