Reuters

Betriebsrat- Karstadt will keine Filiale mehr schließen

24.09.2015
um 10:11 Uhr

- von Nikola Rotscheroth und Matthias Inverardi

Düsseldorf (Reuters) - Bei Karstadt droht nach den harten Einschnitten der vergangenen Jahre den Arbeitnehmern zufolge derzeit keinen weiteren Warenhäusern das Aus.

"Positiv zu vermerken ist, dass weitere Schließungen von Filialen durch die Geschäftsführung nicht geplant sind", sagte der neue Gesamtbetriebsratschef Jürgen Ettl in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. Der von Karstadt-Chef Stephan Fanderl eingeschlagene Sanierungskurs zeige erste Wirkung. Das schlage sich auch in den Bilanzen nieder: "Operativ erwarten wir in diesem Jahr erhebliche Verbesserungen zum Vorjahr und ein Ebitda von größer Null, netto soll das Ergebnis bei einem Minus in mittlerer, zweistelliger Millionenhöhe liegen", sagte Ettl. "Im nächsten Jahr rechnet das Unternehmen unter dem Strich dann mit einer schwarzen Null."

Das Geschäftsjahr 2014/2015 läuft bis Ende September. Im Vorjahr hatte der Kaufhof-Konkurrent unter dem Strich noch rund 190 Millionen Euro Verlust geschrieben.

Sparkurs und Umbau stellten eine große Belastung für alle Beteiligten dar, sagte Ettl: "Es ist eine enorme Herausforderung, Strukturveränderungen und Personalabbau so zu gestalten, dass der normale Tagesbetrieb nicht beeinträchtigt wird. Dies ist nicht immer umsetzbar." Dennoch gebe es erste wirtschaftliche Erfolge. Diese seien aber derzeit "leider noch fast ausschließlich auf Einsparungen zurückzuführen. 50 Millionen Euro haben wir allein bei den Personalkosten eingespart." Fanderls Sparkurs sieht unter anderem Filial-Schließungen und den Abbau von Stellen vor. So hatte Karstadt etwa das Aus für Standorte in Stuttgart und Hamburg beschlossen, auch Filialen in Recklinghausen, Bottrop, Dessau und Neumünster sollen ihre Pforten schließen.

Nach den harten Einschnitten sieht Ettl die Geschäftsführung in der Pflicht, das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen. Sie müsse die Einsparungen mit "operativen Maßnahmen" ergänzen und Eigner Rene Benko sei gefordert, "sein mündliches gegebenes Bekenntnis zu Karstadt in Taten umzusetzen".

Der österreichische Immobilien-Investor hatte Karstadt 2014 übernommen und zunächst den Rotstift angesetzt. Die verbleibenen Standorte sollen nach Vorstellung von Fanderl umgebaut werden, um sie besser an den Bedarf der Kunden vor Ort auszurichten. "Karstadt steht für kurze Wege, deshalb soll der Kunde ein breites Sortiment vorfinden. Da einige Sortimente derzeit bei Karstadt nicht mehr zu finden sind, muss hier eine Lösung gefunden werden, um diese Lücken zu schließen."

Eine erste Partnerschaft ging Karstadt dafür mit dem Buchhändler Hugendubel ein. Verbannt aus seinem Sortiment hat der Essener Konzern etwa auch Drogerie- und Elektronikartikel. Zudem sollen neue Systeme Kosten senken. So sei es gelungen, die Lagerbestände deutlich zu reduzieren, wodurch auf hohe Rabatte verzichtet werden können, was wiederum höhere Margen mit sich bringe, erklärte Ettl.

Um sich Lohnerhöhungen zu sparen, hatte die Karstadt-Führung im Mai 2013 zudem eine "Tarifpause" für die damals noch rund 17.000 Beschäftigten ausgerufen. Bislang sollen nur die drei Luxushäuser um das Berliner KaDeWe in das System zurück. Die Tarifverhandlungen für die übrigen Warenhäuser seien "in Planung". Ettl pocht neben der Rückkehr in die Tarifbindung auch auf eine Standort- und Beschäftigungssicherung, die auch die Gewerkschaft Verdi immer wieder fordert.

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