Reuters

Studie - Sparkassen-Vorstände verdienen überdurchschnittlich

14.10.2015
um 17:41 Uhr

Frankfurt/Düsseldorf (Reuters) - Sparkassen-Vorstände werden einer Studie zufolge deutlich besser entlohnt als Manager im privaten und genossenschaftlichen Bankensektor.

Das geht aus einer Untersuchung von rund 100 Sparkassen in Nordrhein-Westfalen hervor, die am Mittwoch von der Frankfurt University of Applied Sciences veröffentlicht wurde. Demzufolge werden bei über der Hälfte der Häuser 20 Prozent des Jahresgewinns an die Vorstände ausgezahlt - in Form von Gehältern und Pensionen. Das sei deutlich mehr als bei Instituten aus dem genossenschaftlichen und privaten Bankensektor, sagte Studienleiter Ralf Jasny. "Berücksichtigt man die Größe und Bedeutung der Institute, so verdienen Sparkassenvorstände in Relation fünfmal so viel wie Vorstände der Deutschen Bank und der Commerzbank."

Die Vergütung von Sparkassen-Vorständen sorgte Ende 2012 für Schlagzeilen, als sich der damalige SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück darüber echauffierte, dass fast jeder Sparkassen-Direktor in Nordrhein-Westfalen mehr verdiene als die Kanzlerin. Die Studie hebt nun vor allem darauf ab, dass Sparkassen-Vorstände neben dem Gehalt noch Pensionen bekommen, die in Einzelfällen bis zu 75 Prozent des Grundgehalts ausmachten. Bei Grundgehältern von über 500.000 Euro pro Jahr entstünden somit Pensionsansprüche von mehr als 375.000 Euro. Für einzelne Vorstände müssten Sparkassen somit über die Jahre Pensionsrückstellungen von über fünf Millionen Euro bilden.

"Im Mittel müssen die Sparkassen in Nordrhein-Westfalen viereinhalb Monate arbeiten, nur um die Pensionen ihrer Vorstände zu erwirtschaften", heißt es in der Studie. "Diese hohen Gehaltszahlungen und Pensionszusagen mindern den Gewinn der Sparkassen erheblich, so dass die gesetzlich verankerte Gemeinwohlorientierung an dieser Stelle fraglich ist", sagte Banken-Professor Jasny. Verantwortlich dafür sind aus seiner Sicht auch die Verwaltungsräte der Sparkassen, in denen unter anderem Landräte und Oberbürgermeister vertreten sind.

Ein Sprecher des Sparkassen-Verbands Westfalen-Lippe erklärte, er kenne die Studie nicht im Detail und damit zu wenig, um sie beurteilen zu können. "Wir wollen sie nun prüfen." Grundsätzlich sei die Vergütung von Sparkassen-Vorständen in Nordrehein-Westfalen jedoch branchenüblich, marktgerecht und nötig, um gute Leute zu bekommen. "Gerade bei der Rekrutierung ihrer Spitzenkräfte stehen die Sparkassen in scharfer Konkurrenz zu den anderen Säulen der Kreditwirtschaft", erklärte der Rheinische Sparkassenverband. "Deshalb müssen bei den Gehältern auch die Marktgegebenheiten berücksichtigt werden, um qualifizierte Vorstände gewinnen und halten zu können."

Die Studie konzentriert sich auf Nordrhein-Westfalen (NRW), da die Sparkassen dort wegen eines Transparenzgesetzes seit einigen Jahren die Bezüge ihrer Vorstände offenlegen müssen. Allerdings gibt es auch in anderen Bundesländern Diskussionen über die Vergütung von Sparkassen-Vorständen. Ihre Bezahlung sei in Nordrhein-Westfalen allerdings höher als in vielen anderen Regionen, sagte ein Sparkassen-Insider.

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