Reuters

Schweizer Notenbank verzichtet auf Zinssenkung und stützt Banken

19.09.2019
um 10:42 Uhr

Zürich (Reuters) - Die Schweizerische Nationalbank (SNB) entlastet angesichts der anhaltenden Negativzinsen Banken und deren Kunden.

Denn künftig sind weniger Gelder von den rekordtiefen Negativzinsen betroffen als zuletzt: Zwar beließ die SNB am Donnerstag den Leitzins unverändert bei rekordtiefen minus 0,75 Prozent. Sie erhöhte aber den Freibetrag, ab dem Institute die Strafzinsen von ebenfalls 0,75 Prozent bezahlen müssen. Er liegt ab November beim 25-fachen jener Summe, die Banken bei der SNB hinterlegen müssen - und nicht wie bislang beim 20-fachen.

Die SNB reagiert damit auf die weltweit niedrigen und teils weiter sinkenden Zinsen. Das globale Tiefzinsumfeld habe sich zuletzt weiter verfestigt und könne noch länger anhalten. "Die Negativzinsbelastung soll dabei auf das Nötige beschränkt werden", erklärte die Notenbank.

In der Schweiz liegen die Zinsen bereits seit über vier Jahren bei minus 0,75 Prozent. Doch vergangene Woche hatte die EZB ihre Geldpolitik weiter gelockert - in der Hoffnung, damit die maue Konjunktur anzukurbeln: Sie will die umstrittenen Anleihenkäufe im November wieder aufnehmen und hatte den Strafzins für Banken angehoben. Und am Mittwoch senkte auch die US-Notenbank Fed ihren Leitzins und hält sich die Tür für eine weitere Lockerung offen.

Mit dem Schritt kommt die SNB nun Geldhäusern entgegen. Der Schweizer Bankenverband begrüßte dies als ein positives Signal. Er hatte kürzlich kritisiert, die Finanzinstitute würden jährlich mehr als zwei Milliarden Franken Strafzins zahlen, was rund fünf Prozent ihrer Bruttozinserträge entspreche. Damit würden sie im internationalen Wettbewerb benachteiligt.

Als die Notenbank die Strafzinsen vor über vier Jahren eingeführt hatte, waren die Sichteinlagen der Banken noch etwas tiefer. Sie mussten somit weniger Gebühren bezahlen. Doch seither hat die SNB weiterhin am Devisenmarkt interveniert, was zu einer Erhöhung der Sichteinlagen und damit der Gebühren geführt hat, die die Banken bezahlen müssen.

Mit der Maßnahme entlastet die SNB aber nicht nur die Institute, sondern auch deren Kunden. Die Banken hatten die Strafgebühr etwa an Firmenkunden oder institutionelle Kunden wie Versicherungen oder Pensionsfonds weitergereicht, die große Mengen an Bargeld halten. Auch besonders reiche Privatkunden mit großen Barreserven waren teilweise davon betroffen, während Kleinkunden bis auf wenige Ausnahmen ausgenommen waren.