Reuters

Politische Risiken machen Aktienanleger vorsichtiger

11.11.2019
um 18:32 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Zollstreit, Spanien-Wahl, Hongkong-Unruhen: Wegen wieder gestiegener politischer Risiken haben Anleger europäische Aktien am Montag nur mit spitzen Fingern angefasst.

Der Dax fiel um 0,2 Prozent auf 13.198 Punkte, der EuroStoxx50 trat bei 3699 Zählern auf der Stelle. Der US-Standardwerteindex Dow Jones büßte 0,4 Prozent ein.

Die Börsenstimmung diktiere weiterhin der Zollstreit zwischen den USA und China, sagte Analyst Jeffrey Halley vom Brokerhaus Oanda. US-Präsident Donald Trump sagte zwar am Wochenende, die Handelsgespräche mit China entwickelten sich "sehr schön". Zuvor hatte er allerdings betont, er habe einem Abbau gegenseitiger Strafzölle nicht zugestimmt. Spekulationen darauf hatten den Börsen in der vergangenen Woche Auftrieb gegeben.

HOFFNUNG AUF JAHRESENDRALLY BLEIBT

Volkswirt David Bassanese vom Fonds-Anbieter Betashares warnte allerdings davor, das geplante Handelsabkommen zwischen den USA und China vorzeitig abzuschreiben. "Trotz seines Gepolters 'China will diesen Deal mehr als ich', spüren die Märkte, dass Trump an einem Burgfrieden interessiert ist." Schließlich sei der Konflikt ein Risiko für die US-Wirtschaft in den Monaten bis zur Präsidentschaftswahl 2020. Auch Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader äußerte sich optimistisch. Die aktuelle Verschnaufpause könne die Basis für eine Fortsetzung der jüngsten Rally bilden.

Am Devisenmarkt reagierten Anleger erleichtert auf den Verzicht der Brexit-Partei um Hardliner Nigel Farage auf die Aufstellung von Kandidaten in Wahlkreisen, die 2017 von den regierenden Konservativen von Premierminister Boris Johnson gewonnen wurden.[L8N27R4A8] "Das erhöht nach Einschätzung des Marktes die Siegchancen der Tories und damit die Wahrscheinlichkeit eines geregelten Brexit", sagte Helaba-Analyst Ralf Umlauf. Das Pfund Sterling verteuerte sich um 0,7 Prozent auf 1,2855 Dollar und um 0,5 auf 1,1643 Euro.

UNRUHEN IN HONGKONG MACHEN ANLEGER NERVÖS

Unbehagen bereiteten Börsianern die anhaltenden und teils gewaltsamen Proteste in Hongkong. "Sie erhöhen das Risiko einer Intervention der chinesischen Zentralregierung, die lautstärkere Kritik der USA nach sich ziehen könnte", warnte Analyst Ricardo Evangelista vom Brokerhaus ActivTrades. Dies würde die Handelsgespräche zusätzlich erschweren. Der Hongkonger Leitindex verlor 2,6 Prozent.

In Europa gerieten Werte mit einem großen Asien-Geschäft unter Verkaufsdruck. So büßten die Titel der Bank HSBC 1,5 und des Versicherers Prudential 2,2 Prozent ein. Die Papiere von Luxusgüter-Herstellern wie Burberry, Moncler oder Richemont gaben bis zu 2,3 Prozent nach.

TEAMVIEWER IM AUFWIND - TUPPERWARE AUF TALFAHRT

Die Aktien von Teamviewer stiegen dagegen um 3,6 Prozent. Mit 26,00 Euro lag der Schlusskurs aber wie stets seit dem Börsengang unter dem Ausgabepreis von 26,25 Euro. Bei der Veröffentlichung der ersten Quartalsergebnisse nach dem Debüt gab der Software-Anbieter eine Verdoppelung des Betriebsgewinns bekannt.

An der Wall Street fielen die Titel von Tupperware um 2,7 Prozent. Wenige Tage nach Bekanntgabe enttäuschender Quartalsergebnisse strich der Anbieter von Frischhaltedosen die Zwischendividende.