Reuters

Israel tötet Islamisten-Anführer - Tel Aviv unter Raketenbeschuss

12.11.2019
um 12:57 Uhr

Gaza-Stadt/Jerusalem (Reuters) - Nach Israels gezielter Tötung eines Befehlshabers der Extremistengruppe Islamischer Dschihad im Gazastreifen droht eine neue Eskalation des Nahostkonflikts.

Militante Palästinenser feuerten am Dienstag Dutzende Raketen auf mehrere israelische Städte ab, darunter Tel Aviv. Parallel berichteten staatliche syrische Medien über einen israelischen Raketenangriff auf das Haus eines Islamisten in Damaskus. Die beiden Angriffe seien koordiniert gewesen, sagte ein Anführer des Islamischen Dschihad. Das sei eine Kriegserklärung. Die radikal-islamische Hamas, die den Gazastreifen kontrolliert, erklärte, Israel sei verantwortlich für "alle Konsequenzen dieser Eskalation". Der Tod des Islamisten-Kommandeurs Baha Abu al-Atta werde nicht unbestraft bleiben.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte, sein Land sei nicht an einer Eskalation interessiert. "Aber wir werden alles tun, um uns zu schützen. Das könnte einige Zeit dauern. Man braucht Durchhaltevermögen und einen kühlen Kopf." Netanjahu führt die Regierung derzeit kommissarisch, nachdem die Wahl im September keine klaren Machtverhältnisse brachte.

"EINE TICKENDE BOMBE"

Israelische Regierungsvertreter sagten, Al-Atta sei eine "tickende Bombe" gewesen. Er sei verantwortlich für eine Reihe von grenzübergreifenden Raketen-, Drohnen- und Scharfschützenangriffen und habe vermutlich weitere Aktionen geplant. "Wir haben den Angriff ausgeführt, weil wir keine andere Wahl hatten", sagte ein israelischer Armeesprecher. Neben Al-Atta kam auch dessen Frau bei dem israelischen Angriff ums Leben. Wenig später beschoss Israels Militär im Gazastreifen auch noch zwei Männer auf einem Motorrad, bei denen es sich um Mitglieder des Islamischen Dschihad gehandelt haben soll. Anwohnern zufolge wurde einer der Männer getötet und der andere verletzt.

Kurz nach dem Angriff im Gazastreifen ertönten in mehreren israelischen Städten Alarmsirenen und warnten die Bewohner vor Raketenangriffen. Nach Angaben des Militärs konnten einige Geschosse abgefangen werden. Allerdings wurden auch mehrere Zivilisten verletzt, wie Krankenhäuser mitteilten. Schulen wurden vorsorglich in Israel wie auch im Gazastreifen geschlossen.

Zu den Berichten über den Angriff auf das Haus eines führenden politischen Vertreters des Islamischen Dschihads in der syrischen Hauptstadt Damaskus lehnte Israel eine Stellungnahme ab. Nach Angaben staatlicher syrischer Medien wurde das Haus mit mehreren Raketen beschossen. Zwei Menschen seien getötet worden, darunter ein Sohn des Hausbesitzers. Sechs Menschen seien verletzt worden. Ein Nachbar sagte, er sei gegen 04.00 Uhr durch drei aufeinanderfolgende Explosionen aus dem Schlaf gerissen worden.

Israel hat in den vergangenen Jahren Hunderte Angriffe in Syrien ausgeführt. Oft richteten sie sich gegen die vom Iran unterstützte libanesische Hisbollah-Miliz, die im syrischen Bürgerkrieg zu den Verbündeten von Machthaber Baschar al-Assad zählt.