Reuters

Gefangenenaustausch in Afghanistan nährt Hoffnungen auf Frieden

19.11.2019
um 13:32 Uhr

Peschawar/Kabul (Reuters) - Die afghanischen Taliban haben zwei westliche Geiseln als Teil eines Gefangenenaustausches freigelassen und nähren damit Hoffnungen auf Friedensgespräche mit der Regierung in Kabul.

Der Amerikaner Kevin King und der Australier Timothy Weeks waren im August 2016 vor der Amerikanischen Universität in Kabul entführt worden, wo sie als Professoren arbeiteten. "Die beiden Professoren sind frei und in Sicherheit, man kümmert sich jetzt um sie", hieß es am Dienstag in afghanischen Regierungskreisen. Einzelheiten wurden zunächst nicht bekannt. Stunden zuvor waren drei Taliban-Kommandeure aus der Haft in Afghanistan entlassen worden, wie aus Kreisen der Islamisten verlautete. Die Männer seien nach Doha ausgeflogen worden, wo die Taliban ein Verbindungsbüro für politische Verhandlungen unterhalten.

Bislang weigern sich die Taliban, direkte Verhandlungen mit der afghanischen Regierung aufzunehmen, die sie als Marionette der USA betrachten. Der Gefangenenaustausch gilt als ein Schlüssel dazu, dieses Hindernis zu beseitigen. Am 12. November hatte der afghanische Präsident Aschraf Ghani die Freilassung von Anas Hakkani angekündigt, einem Anführer des berüchtigten Hakkani-Netzwerks, das für viele der schwersten Anschläge in Afghanistan verantwortlich gemacht wird. Die Hakkani-Gruppe hat ihre Basis in Pakistan, zählt aber als Teil der afghanischen Taliban. Der Austausch wurde dann jedoch überraschend verschoben, worauf die Taliban ihre Geiseln an einen anderen Ort brachten. King und Weeks waren zuletzt 2017 in einem Video zu sehen. Sie wirkten damals mitgenommen und baten ihre Regierungen, sich um ihre Freilassung zu bemühen.

Die USA hatten dieses Jahr monatelang Verhandlungen mit den Taliban geführt. Ziel war ein Abzug der US-Truppen vom Hindukusch im Gegenzug für Sicherheitsgarantien der Islamisten. US-Präsident Donald Trump stoppte die Gespräche im Oktober jedoch abrupt nach dem Tod eines US-Soldaten und elf weiterer Menschen bei einem Anschlag der Taliban in Kabul, obwohl beide Seiten nach Angaben aus Verhandlungskreisen kurz vor einer Einigung standen.