Reuters

Zwei führende EZB-Notenbanker für einfacheres Inflationsziel

24.01.2020
um 15:47 Uhr

Davos/Helsinki (Reuters) - In der Debatte um eine neue Strategie der Europäischen Zentralbank (EZB) haben sich zwei führende Notenbanker für eine Vereinfachung des Inflationsziels ausgesprochen.

Es sei nicht leicht, der Öffentlichkeit das aktuelle Ziel von unter, aber nahe zwei Prozent Teuerung zu erklären, sagte der niederländische Notenbankchef Klaas Knot am Freitag in einer Diskussionsrunde auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos. Finnlands Notenbank-Chef Olli Rehn erklärte in Helsinki, die aktuelle Zielmarke der EZB habe Mängel. Beide deuteten ihre Präferenz für ein leichter verständliches und flexibles Ziel von zwei Prozent an.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte am Donnerstag den Startschuss für eine Überprüfung der geldpolitischen Strategie der Notenbank gegeben. Die Währungshüter wollen insbesondere ihr Inflationsziel unter die Lupe nehmen - ihre wichtigste Richtschnur für die Sicherung eines stabilen Euro. Letztmalig hatte die EZB ihre Strategie im Jahr 2003 überarbeitet. Seitdem strebt sie mittelfristig unter, aber nahe zwei Prozent Teuerung als Optimalwert für die Wirtschaft an. Dieses Ziel verfehlt sie aber seit Jahren.

Knot plädierte für ein Ziel, unter dem jeder dasselbe versteht. "Das Ergebnis sollte sein, dass wir ein Inflationsziel haben, das jeder im EZB-Rat in gleichen Begriffen erklärt." Aus Sicht von Rehn werden mit dem aktuellen Ziel abweichende tiefere Inflationsraten eher toleriert als höhere. Beides sollte aber gleichermaßen gewichtet werden. Das EZB-Ziel unterscheide sich in dieser Hinsicht von denen anderen Zentralbanken. "Das bedeutet, es ist schärfer als die Ziele anderer Notenbanken, die üblicherweise bei rund zwei Prozent liegen und symmetrisch sind", sagte er.