Reuters

Westfalen-Sparkassen fordern Inflationsrate inklusive Immobilien

17.02.2020
um 12:47 Uhr

Münster (Reuters) - Die Sparkassen in Westfalen-Lippe fordern eine neue Berechnung der Inflationsrate für die EU-Länder.

In die Kalkulation müsse die Entwicklung der Immobilienpreise eingeschlossen werden, sagte die Präsidentin des Sparkassenverbands Westfalen-Lippe (SVWL), Liane Buchholz, am Montag in Münster. Ausgerechnet die "exorbitant gestiegenen Preise für selbstgenutztes Wohneigentum" würden bei der Festlegung der Inflationshöhe nicht berücksichtigt. Dabei hätte die EZB unter Einbeziehung des Immobilienpreisanstiegs ihr Inflationsziel von zwei Prozent längst erreicht. Sobald die Immobilienpreise eingerechnet würden, "hat der Null- und Minuszins der Europäischen Zentralbank keine Existenzberechtigung mehr."

Im Rahmen eines Strategiechecks überprüft die EZB derzeit auch, ob die Kosten für selbst genutztes Wohneigentum bei der Ermittlung der monatlichen Inflationsrate im Euro-Raum einfließen sollen oder nicht. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte argumentiert, dass die ausgewiesene Teuerung die Preisentwicklung womöglich nicht angemessen widerspiegele.

Die Folgen der von der EZB beschlossenen niedrigen Zinsen haben die 58 Sparkassen in Westfalen-Lippe 2019 zu spüren bekommen. So sank der Zinsüberschuss - die wichtigste Einnahmequelle der Sparkassen - um 3,1 Prozent auf knapp 2,35 Milliarden Euro, wie der SVWL mitteilte. Der Provisionsüberschuss stieg dagegen um 5,2 Prozent auf 926 Millionen Euro. Das Betriebsergebnis vor Bewertung sank aber dennoch um 2,6 Prozent auf 1,81 Milliarden Euro. Die SVWL-Chefin konnte hier auch noch keine Entwarnung geben. "Der Druck auf die Erträge der Sparkassen wird angesichts der unverändert gnadenlosen geldpolitischen Rahmenbedingungen auch in den nächsten Jahren anhalten", sagte Buchholz.