Reuters

Heimflüge und "Luftbrücke" - Airlines im Krisenmodus

17.03.2020
um 15:37 Uhr

Berlin/Frankfurt (Reuters) - Tausende deutsche Urlauber wollen wegen der Corona-Pandemie auf dem schnellsten Weg nach Hause fliegen.

Die Bundesregierung hat deshalb 50 Millionen Euro für Heimflüge bereitgestellt, wie Außenminister Heiko Maas am Dienstag in Berlin bekanntgab. Die Regierung beauftragte Reiseanbieter mit den Flügen in die Urlaubsgebiete und sprach zugleich eine generelle Reisewarnung aus. "Bitte bleiben Sie zu Hause, das hilft Ihnen und anderen", sagte der Minister. "Diese touristische Reisewarnung gilt weltweit." Lufthansa, Condor, TUIfly bis hin zu kleineren Charter-Anbietern wie Pro Sky schickten Maschinen los. Es gehe insbesondere um Marokko, die Dominikanische Republik, die Philippinen, Ägypten und die Malediven.

Seit dem Wochenende habe die Lufthansa mehr als 25 Lang- und Kurzstreckenflüge dafür absolviert. "Die aktuelle Lage ist sehr dynamisch", erklärte die Airline. In Abstimmung mit dem Auswärtigen Amt würden Sonderflüge organisiert. Es gebe außerdem zahlreiche Anfragen von Reiseveranstaltern und Kreuzfahrtreedereien für Rückflüge aus der Karibik, von den Kanaren, Balearen oder aus Nordafrika. So sei am Dienstag eine Boeing-Jumbo 747-8 gestartet, um rund 350 deutsche Urlauber aus Manila abzuholen.

Für Rückflüge von Mitarbeitern und deren Angehörige charterten Unternehmen die Privatjets von Pro Sky, teilte das Unternehmen mit. "Bei vielen Anfragen, die uns erreichen, sitzen die Passagiere bereits nach weniger als 24 Stunden im Flieger", erklärte Pro-Sky-Chef Andy Falck.

FRACHTFLÜGE SICHERGESTELLT

Den Fluggesellschaften verschafft die Torschlusspanik in der Corona-Krise etwas Erleichterung, fallen doch allein beim Branchenprimus Lufthansa ab Dienstag bis zu 90 Prozent der Langstrecken und 80 Prozent der Kurzstreckenflüge aus. "Wir müssen davon ausgehen, dass der weltweite Passagierverkehr auf ein sehr niedriges Niveau zurückgehen wird", sagte Maas.

Bei Frachtflügen steigt unterdessen die Nachfrage. Da hier die Passagier-Jets zum Beiladen von Fracht ausfallen, prüft die Lufthansa, Boeing-Jumbos für Cargo-Flüge zusätzlich zur reinen Frachtflotte einzusetzen. "Wir arbeiten mit Hochdruck an einer Luftbrücke für ganz Deutschland", sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr zu "Bild". Die Lufthansa werde alles dafür tun, um auch die Lieferketten zur Versorgung der Bevölkerung aus der Luft aufrecht zu erhalten. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner sagte in Berlin, sie habe mit Spohr über Kapazitäten für den Warenverkehr gesprochen. Der Geschäftsführer des Flughafen-Verbandes ADV, Ralph Beisel, sagte, es sei wichtig und zwischen Bund und Ländern auch vereinbart, dass die Flughäfen offen blieben: "Die Botschaft ist generell: Fracht muss laufen."

Trotz Grenzkontrollen für Reisende läuft der Transport auf Straße und Schiene bislang weitgehend reibungslos, weil Güter von den Beschränkungen ausgenommen sind. "Es gibt aufgrund der Grenzkontrollen keine Einschränkungen", erklärte der Bundesverband Paket & Express Logistik, schloss aber vorübergehende Verzögerungen nicht aus. Der Landtransport von DHL sei voll operativ, erklärte die Deutsche Post. Die Bahn-Tochter DB Cargo könne weitere Kapazitäten aufnehmen, erklärte das Bundesverkehrsministerium in dieser Woche.

Deutsche Lufthansa AG

WKN 823212 ISIN DE0008232125

Deutsche Post AG

WKN 555200 ISIN DE0005552004