Reuters

Regulierer verschieben neue Banken-Kapitalregeln wegen Virus-Krise

27.03.2020
um 17:32 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Die internationalen Bankenregulierer geben den Geldhäusern angesichts der Virus-Pandemie mehr Zeit zur Einführung bereits beschlossener schärferer Kapitalvorgaben.

"Es ist wichtig, dass Banken und Aufseher in der Lage sind, ihre gesamten Resourcen darauf auszurichten, um auf die Auswirkungen von Covid-19 zu reagieren", begründete Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau, der das Aufsichtsgremium GHOS des Basler Ausschusses für Bankenaufsicht leitet, am Freitag die Entscheidung. Die Einführung mehrerer Regeln soll um ein Jahr verschoben werden.

Die globalen Bankenregulierer hatten sich Ende 2017 auf weltweit geltende strengere Kapitalvorschriften für Geldhäuser geeinigt. Ziel der nach der weltweiten Finanzkrise angestoßenen Reform unter dem Namen "Basel III" ist es, die Bankenbranche stabiler zu machen. Denn mit den künftigen schärferen Kapitalvorschriften - im Branchenjargon auch als Basel IV bezeichnet - müssen Banken Kredite künftig mit mehr Eigenkapital unterlegen.

Der neue Fahrplan sieht nun vor, das die Regeln erst 2023 in Kraft treten sollen statt wie bisher geplant 2022. Der neu eingeführte sogenannte "Output Floor" soll jetzt stufenweise bis 2028 eingeführt werden statt wie bisher bis 2027. Dieser gibt an, wie stark die Banken bei der Berechnung der Kapitalvorhaltung für Risiken von Standardmodellen abweichen dürfen. Um diesen war in vergangenen Jahren besonders heftig gerungen worden. Vor allem europäische Banken befürchten, dass sie wegen der neuen Regeln Milliarden an zusätzlichem Kapital benötigen.

Mit den beschlossenen Schritten hätten die Banken und Aufsehr mehr Freiraum, erklärte der Leiter des Basler Ausschusses, Spaniens Notenbankchef Pablo Hernandez de Cos. Der Ausschuss werde die Auswirkungen Virus-Krise auf Banken und Aufsicht weiter genau verfolgen und nötigenfalls in Koordination mit dem Finanzstabilitätsausschuss und anderen Institutionen reagieren.