Reuters

Trump mahnt Amerikaner in Viruskrise zur Disziplin - "Frage von Leben und Tod"

01.04.2020
um 12:17 Uhr

Washington (Reuters) - Angesichts rapide steigender Totenzahlen in der Virus-Pandemie in den USA hat Präsident Donald Trump die Bevölkerung auf harte Zeiten eingestimmt.

"Es ist absolut entscheidend für das amerikanische Volk, die Richtlinien für die nächsten 30 Tage zu befolgen. Es ist eine Frage von Leben und Tod", betonte er am Dienstag in Washington. Die Coronavirus-Koordinatorin des Weißen Hauses, Deborah Birx, befürchtet in den kommenden Monaten 100.000 bis 240.000 Tote durch das Virus. Die Zahl der Toten ist nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters trotz Ausgangsbeschränkungen in New York und weiteren Ballungszentren der USA am Dienstag landesweit um mehr als 850 gestiegen - so viel wie nie zuvor an einem Tag seit Ausbruch der Krise.

Die US-Regierung hat unterdessen mit dem Aufbau von Hunderten behelfsmäßigen Krankenhäusern in der Nähe der Großstädte begonnen. Die Pandemie bringt Ärzte, Krankenschwestern und andere Beschäftigten im Gesundheitswesen an ihre Grenzen - sie sind vielerorts überlastet, es fehlt an medizinischen Geräten und Schutzausrüstungen. Auch wirtschaftlich setzt das Virus den Vereinigten Staaten massiv zu: Die US-Währungshüterin Loretta Mester hält eine Arbeitslosenquote von mehr als zehn Prozent für denkbar. Sie verwies im Sender CNBC auf das Herunterfahren der Wirtschaft, um die Epidemie zu bekämpfen.

Weiteren Aufschluss über die Folgen der Krise für den Arbeitsmarkt erhofften sich Experten von den am Nachmittag anstehenden Daten des Personaldienstleisters ADP: Für März erwarteten sie einen Abbau von 150.000 Stellen in amerikanischen Firmen. Sollte sich die Prognose bewahrheiten, würde sich diese Nachricht zu einer Reihe von Hiobsbotschaften gesellen, die auf eine Entlassungswelle in den USA hindeuten. Die wöchentlichen Anträge auf Arbeitslosenhilfe stiegen unlängst auf knapp 3,3 Millionen. Dieser Rekordwert dürfte bei den am Donnerstag anstehenden Gesuchen für die Woche zum 28. März nach Einschätzung von Experten wohl noch übertroffen werden.

TRUMP-RIVALE BIDEN LEGT IN WÄHLERGUNST ZU

Ein vom Kongress geschnürtes und von Trump unterzeichnetes 2,2 Billionen Dollar schweres Notpaket soll dabei helfen, die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise zu mildern. Noch vor wenigen Wochen hatte Trump das Risiko einer Virus-Pandemie für das amerikanische Volk noch als "sehr gering" eingeschätzt. Er stellt sich im November zur Wiederwahl. Sein demokratischer Rivale Joe Biden hat einer Reuters/Ipsos-Meinungsumfrage zufolge seinen Vorsprung vor Trump in der Wählergunst zuletzt ausgebaut.

Obwohl das sich schnell ausbreitende Coronavirus die Kampagne des ehemaligen Vizepräsidenten so gut wie aus dem Blickfeld der Wähler gedrängt hat, liegt er der Meinungsumfrage zufolge vor Trump. Die Umfrage unter mehr als 1.100 Amerikanern ergab, dass 46 Prozent der registrierten Wähler sagten, sie würden Biden unterstützen, wenn er bei der Wahl am 3. November gegen Trump antreten würde. Nur 40 Prozent gaben an, sie würden für den Amtsinhaber stimmen. In einer ähnlichen Umfrage Anfang März lag Biden nur ein Prozent vor dem Präsidenten. Während Trump täglich im Fernsehen über das Virus berichtet, musste Biden Spendenaktionen und andere Wahlkampfveranstaltungen einstellen, und viele Bundesstaaten haben ihre Nominierungswettbewerbe verschoben.

RUSSLAND LEISTET USA KRISENHILFE

Trump nutzte seine Medienpräsenz nun dazu, dem Volk den Ernst der Lage in der Viruskrise deutlich zu machen. "Wir wollen, dass die Amerikaner auf die harten Tage vorbereitet sind, die vor uns liegen. Wir werden zwei sehr harte Wochen durchmachen und hoffentlich, wie die Experten vorhersagen, dann Licht am Ende des Tunnels sehen", sagte Trump. Vizepräsident Mike Pence ergänzte, die Bemühungen zur Eindämmung zeigten Wirkung. "Wir haben Grund zu der Annahme, dass sie funktionieren", sagte Pence. "Lassen Sie sich nicht entmutigen!"

Mittlerweile hilft auch Russland den USA im Kampf gegen das Coronavirus. Ein Militärflugzeug mit einer Lieferung medizinischer Ausrüstung und Atemschutzmasken startete von einem Flugplatz in der Nähe von Moskau, wie das russische Staatsfernsehen berichtete. Präsident Wladimir Putin hatte Trump die Unterstützung am Montag angeboten. In den USA dürfte die Hilfe aus Russland auch kritisch gesehen werden - zumal sich Moskau in den vergangenen Jahren Vorwürfen ausgesetzt sah, auf die Wahl 2016 Einfluss genommen zu haben.