Reuters

ZEW - Corona-Bonds schädigen Ruf verschuldeter Euro-Staaten

06.04.2020
um 10:22 Uhr

Berlin (Reuters) - Die umstrittenen Corona-Bonds bringen nach Ansicht des ZEW-Instituts im Vergleich zu einer Pandemie-Kreditlinie des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) keinen überzeugenden Mehrwert.

"Die Emission von Corona-Bonds könnte den Marktzugang hoch verschuldeter Eurostaaten weiter erschweren, weil sie als Signal für drohende Zahlungsprobleme dieser Staaten verstanden werden könnten", teilten die Mannheimer Forscher am Montag mit. "Eine vorsorgliche ESM-Kreditlinie mit begrenzter Laufzeit ist in der akuten Krisenphase das überlegene Instrument." Mehrere vor allem südeuropäische Länder wie Italien und Spanien plädieren für Corona-Bonds, Staaten wie Deutschland, Finnland und die Niederlande lehnen eine solche Vergemeinschaftung der Haftung ab.

"Aktuell geht es darum, die Covid-19-Seuche einzudämmen, die Wirtschaft kurzfristig zu stabilisieren und die Euro-Staaten finanziell liquide zu halten", betonte ZEW-Experte Friedrich Heinemann. Genau dazu könne der ESM einen wertvollen Beitrag leisten. Corona-Bonds hingegen brächten keinen Vorteil. "Sie erhöhen aber das Risiko, dass es ohne transparente Entscheidungen zu einer umfassenden Transferlösung für nationale Staatsschulden in der Eurozone kommt."

Die Bundesregierung hatte am Wochenende ihre Ablehnung solcher gemeinsamer Anleihen betont. Von der Virus-Krise und deren Folgen seien zwar alle gleichzeitig betroffen und müssten zusammenhalten, sagte Kanzleramtschef Helge Braun der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Aber trotzdem gelte: "Haftung und Kontrolle müssen zusammenfallen." Vielmehr sollte der ESM zum Einsatz kommen. Außenminister Heiko Maas und Finanzminister Olaf Scholz plädieren ebenfalls für eine Weiterentwicklung des Euro-Rettungschirms. Die Finanzminister der Euro-Zone beraten am Dienstag über europäische Maßnahmen zur Bewältigung der Wirtschaftskrise, die von der Corona-Pandemie ausgelöst wurde. Der portugiesische Eurogruppen-Chef Mario Centeno rief dazu auf, offen über Corona-Anleihen zu debattieren.