Reuters

Verband der Kreditkäufer - "Bankbilanzen droht großes Ungemach"

27.04.2020
um 12:02 Uhr

Berlin (Reuters) - Im Zuge der Coronavirus-Krise wird die Zahl der faulen Kredite in den Bankbilanzen voraussichtlich stark steigen.

Die Bundesvereinigung Kreditankauf und Servicing (BKS) befürchtet ein Plus von mehr als 200 Prozent. "Vor allem im vierten Quartal 2020 und im gesamten Jahr 2021 werden wir durch die Rezession eine Welle an notleidenden Forderungen erleben", erklärte BKS-Präsident Jürgen Sonder am Montag. Den Bankbilanzen drohe "großes Ungemach". Die Bundesvereinigung mit Sitz in Berlin vertritt die Interessen ihrer derzeit 30 im Kredithandel tätigen Mitgliedsunternehmen in Deutschland.

Über die Banken würden Hilfsmaßnahmen und Unterstützungsprogramme für Unternehmen ausgereicht. Die gegenwärtige Krise habe das Potenzial, die Bilanzen der Finanzinstitute so stark zu belasten, dass sie diese Aufgabe nicht mehr erfüllen könnten, warnte Sonder. 2019 lag das Volumen der notleidenden Kredite - sogenannte Non-Performing-Loans (NPLs) - laut BKS bei rund 33 Milliarden Euro. Dieses Volumen könnte nach Einschätzung von Sonder auf rund 100 Milliarden Euro steigen.

Auch wenn der Staat großzügige Staatsgarantien auf herausgegebene Kredite vergebe, könne er diese nicht für alle Darlehen gewährleisten: "Unternehmenskredite, Immobilienkredite und Konsumentenkredite stehen daher in den nächsten Monaten besonders auf dem Prüfstand", sagte der BKS-Präsident.

Unabhängig vom Liquiditäts- und Kapitalbedarf seien die Banken auch personell nicht auf eine NPL-Welle vorbereitet. Bereits 2020 würden sich die Rückstellungen für ausfallende Kredite voraussichtlich erheblich auf die Risikokosten und die Bilanzen der deutschen Banken auswirken. Aber auch der Staat sollte aus Sicht des BKS schon heute Strategien zum Ausfall von gebürgten Krediten entwickeln: "Hier wird eine enge Zusammenarbeit zwischen der Kreditwirtschaft, den Aufsichtsbehörden und der NPL-Branche notwendig werden."

COMMERZBANK AG

WKN CBK100 ISIN DE000CBK1001

Deutsche Bank Aktiengesellschaft

WKN 514000 ISIN DE0005140008