Reuters

Trump hält Corona-Fälle für harmlos - Seehofer für kostenlose Tests

06.07.2020
um 07:32 Uhr

Washington (Reuters) - Trotz weiter zunehmender Corona-Infektionen in den USA sieht US-Präsident Donald Trump kaum Gefahren.

99 Prozent der Fälle in den USA seien "total harmlos", sagte Trump in seiner Rede zum Unabhängigkeitstag am Samstag. China müsse dafür verantwortlich gemacht werden, die Krankheit nicht eingedämmt zu haben. Noch in diesem Jahr werde es in den USA eine Therapie oder einen Impfstoff geben. In den USA, wo bereits fast 130.000 Menschen an dem Virus starben, wurden allein an einem Tag mehr als 50.000 Bürger positiv getestet. Derweil sprach sich Bundesinnenminister Horst Seehofer für kostenlose Corona-Tests für alle in Deutschland aus. In Mecklenburg-Vorpommern müssen die Menschen beim Einkaufen wohl bald keine Maske mehr tragen. "Wenn das Infektionsgeschehen so gering bleibt, sehe ich keinen Grund, länger an der Maskenpflicht im Handel festzuhalten", sagte Landeswirtschaftsminister Harry Glawe der "Welt am Sonntag".

Während viele Länder in Europa wegen sinkender Infektionen die strikten Eindämmungsmaßnahmen wieder lockern, trifft die Pandemie die USA weiter mit voller Wucht. Trump hat den Anstieg der Infektionen wiederholt auf die hohe Zahl an Tests zurückgeführt. "Wenn man 40.000.000 Menschen testet, gibt es auch viele Fälle, die ohne die Tests (wie in anderen Ländern) auch nicht jeden Abend in den fake Abendnachrichten auftauchen würden", twitterte er am Samstag. Kurz zuvor war bekanntgeworden, dass es in seinem engeren Kreis einen Fall gibt. Kimberly Guilfoyle, die Freundin seines ältesten Sohnes Donald Trump Jr., wurde positiv getestet.

Trump hatte die Feier zum 4. Juli in Washington abgehalten - trotz der Aufforderung von Bürgermeisterin Muriel Bowser, es nicht zu tun. Das laufe den Empfehlungen von Gesundheitsbehörden zuwider, hatte Bowser argumentiert.

TEST-DEBATTE IN DEUTSCHLAND- 64.000 CORONA-TOTE IN BRASILIEN

In Deutschland hatte sich zuerst Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) für kostenlose Tests für alle starkgemacht. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte sich skeptisch dazu geäußert. Innenminister und CSU-Politiker Seehofer sagte nun der "Welt am Sonntag", Söder habe recht. "Wir müssen bei der Bekämpfung einer potenziell lebensgefährlichen Infektion konsequent vorgehen. Bislang haben wir keine Klarheit über das tatsächliche Infektionsgeschehen im Land." Kosten für solche Tests könne "nur der Bund primär übernehmen".

Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Glawe geht davon aus, dass das Kabinett in Schwerin am 4. August die Maskenpflicht im Handel aufheben werde. Der CDU-Politiker kündigte auch Gespräche mit seinen Kollegen in Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein an, um eine einheitliche Regelung in Norddeutschland zu finden.

In England durften am Samstag erstmals seit mehr als drei Monaten Menschen wieder Pubs, Restaurants und Friseure besuchen. Es ist der bisher größte Schritt, den England in Richtung einer Normalisierung der Lebensverhältnisse inmitten der Coronavirus-Pandemie unternimmt. "Nach dem, was ich gesehen habe, haben sich sehr, sehr viele Menschen verantwortungsbewusst verhalten, auch wenn es einige gegenteilige Bilder gibt", sagte der britische Gesundheitsminister Matt Hancock am Sonntag dem Sender Sky News. "Insgesamt bin ich mit dem, was gestern passiert ist, zufrieden. Es war wirklich gut zu sehen, dass die Menschen unterwegs waren und sich weitgehend sozial distanziert haben."

In Brasilien stieg die Zahl der Infizierten binnen 24 Stunden um 37.923 auf insgesamt 1,577 Millionen, wie das Gesundheitsministerium bekannt gab. Zudem gab es 1091 weitere Todesfälle. Insgesamt starben in dem südamerikanischen Staat bislang 64.265 Menschen in Zusammenhang mit Covid-19 - und damit so viele wie in keine anderen Land außer den USA.