Reuters

Mittelstand löst sich aus Corona-Schock - Industrie bleibt Sorgenkind

06.08.2020
um 12:22 Uhr

Berlin (Reuters) - Deutsche Mittelständler verlassen zunehmend die Schockstarre der Corona-Krise.

"Die kleinen und mittleren Unternehmen gehen mit einem soliden Erholungskurs ins Sommerquartal", erklärte die Bankengruppe KfW am Donnerstag zu ihrem Mittelstandsbarometer mit dem Münchner Ifo-Institut. Das Geschäftsklima sei im Juli zum dritten Mal in Folge gestiegen. Auch bei den Großunternehmen helle sich die Stimmung auf. "Ihre aktuelle Geschäftslage schätzen diese Unternehmen aber trotz des aktuell kräftigen Anstiegs noch doppelt so schlecht ein wie die Mittelständler."

Vor allem der Handel profitiere von der anziehenden Konjunktur. "Insbesondere bei den kleinen und mittleren Einzelhändlern scheint die temporäre Mehrwertsteuersenkung einen deutlichen Effekt zu haben." Die Geschäftslage sei hier wieder auf das Niveau von vor der Corona-Krise geklettert. Wenn der Mehrwertsteuersatz 2021 wieder von 16 auf 19 Prozent erhöht werde, müssten die Firmen aber mit einer Gegenbewegung rechnen. "Sorgenkind der deutschen Wirtschaft bleibt die Industrie", betonten die KfW-Experten. Die mittelständischen Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes bewerten demnach ihre Geschäftslage "deutlich schlechter als die Mittelständler aller anderen Wirtschaftsbereiche". Noch pessimistischer blickten die großen Industrieunternehmen auf ihre Geschäftslage. Doch diese Betriebe setzten auf bessere Aussichten und mehr Export-Geschäft.

"Nach dem Absturz ins Bodenlose im April ist den kleinen und mittleren Unternehmen ein recht ordentlicher Neustart gelungen", sagte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. Die positivere Stimmung stütze sich nicht nur auf bessere Aussichten, sondern seit Juni auch wieder auf eine bessere Geschäftslage. "Nach dem historischen Einbruch im ersten Halbjahr sind die Weichen für ein hohes Wachstum im Sommerquartal gestellt." Ein Risiko jedoch blieben steigende Neuinfektionen - in Deutschland und weltweit.