Reuters

Merkel fordert entschiedenen Kampf gegen Antisemitismus

15.09.2020
um 12:27 Uhr

Berlin (Reuters) - Bundeskanzlerin Angela Merkel hat zu einem entschiedenen Kampf gegen Antisemitismus in Deutschland aufgerufen.

"Er macht mir große Sorgen", sagte Merkel am Dienstag in Berlin bei einem Festakt zum 70-jährigen Bestehen des Zentralrats der Juden. "Es ist eine Schande und beschämt mich zutiefst, wie sich Rassismus und Antisemitismus in unserem Land in diesen Zeiten äußern." Beide seien zwar nie verschwunden gewesen, aber äußerten sich heute "sichtbarer und enthemmter". "Dazu dürfen wir niemals schweigen", sagte sie und verwies darauf, dass Deutschland mittlerweile wieder über die drittgrößte jüdische Gemeinde in Europa verfüge. Dies sei ein Geschenk an das Land angesichts des Holocaust und der deutschen Verantwortung für die Ermordung der Juden.

Beleidigungen, Drohungen und Verschwörungstheorien richteten sich offen gegen jüdische Bürger, erklärte Merkel weiter. "Wir wissen, wie schnell Worte zu Taten werden können", warnte sie. Deshalb müsse der Staat nicht nur durch Aufklärung und Bildung, sondern notfalls auch mit der ganzen Härte des Strafrechts gegen Rassismus und Antisemitismus vorgehen. Merkel verwies auf eine wachsende Zahl an antisemitischen Vorfällen in den vergangenen Jahren.