Reuters

Russland - Aufgefundene Flasche kein Beweis für Vergiftung Nawalnys

18.09.2020
um 13:57 Uhr

Moskau (Reuters) - Für die russische Regierung sind die Vergiftungsvorwürfe im Fall des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny weiterhin nicht bestätigt.

Die Wasserflasche, die angeblich in dessen Hotelzimmer gefunden worden sei, sei kein Beweis, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Freitag. Die Flasche, wenn sie denn existiere, sei nach Deutschland oder anderswo hin gebracht worden. "Etwas, was eine Vergiftung hätte beweisen können, wurde also unglücklicherweise entfernt." Es stelle sich die Frage, warum das geschehen sei. Regierungssprecher Steffen Seibert wollte keine Angaben zu dem Verbleib der Flasche machen.

Unterstützer Nawalnys hatten am Donnerstag erklärt, Reste des Nervengiftes Nowitschok seien an einer leeren Wasserflasche in dessen Hotelzimmer im sibirischen Tomsk nachgewiesen worden. Nawalny hatte dort am 20. August ausgecheckt, war kurz darauf in einem Flugzeug kollabiert und dann in eine russische Klinik gebracht worden. Zwei Tage später wurde er zur Behandlung nach Berlin geflogen. Während russische Behörden nach eigenen Angaben bei Nawalny keinen Giftstoff fanden, stellte ein Bundeswehrlabor laut Bundeskanzlerin Angela Merkel ein Gift der Nowitschok-Gruppe fest.

Merkel hatte erklärt, Nawalny habe zum Schweigen gebracht werden sollen. Deutschland, Frankreich und andere Länder fordern Antworten von Russland dazu. Es gibt auch Forderungen nach neuen Sanktionen gegen Moskau als Konsequenz aus dem Fall. Die russische Regierung hat die Vorwürfe zurückgewiesen und erklärt, es ergebe keinen Sinn, Nawalny zu vergiften und dann seine Behandlung in einem anderen Land zu erlauben.