Reuters

Handel bangt um Weihnachtsgeschäft - "Nicht mehr zu kompensieren"

28.10.2020
um 11:27 Uhr

Berlin (Reuters) - Die deutschen Einzelhändler bangen wegen der steigenden Corona-Infektionen um das wichtige Weihnachtsgeschäft.

"Gerade nach den letzten, für viele Händler schwierigen Monaten ist das Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr von noch größerer Bedeutung als schon normalerweise", sagte der Hauptgeschäftsführer des Branchenverbandes HDE, Stefan Genth, am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. "Im Spielwarenhandel beispielsweise machen die Unternehmen in den letzten beiden Monaten des Jahres oft bis zur Hälfte ihres Jahresumsatzes. Sollte das dieses Jahr nicht klappen, ist das nicht mehr zu kompensieren." Das Weihnachtsgeschäft läuft im November an, wozu die immer populärer werdenden Aktionen wie "Black Friday" und "Cyber Monday" beitragen, in denen Kunden mit Rabatten gelockt werden.

Diese sind wegen der stark gestiegenen Corona-Zahlen vorsichtiger geworden. In den vergangenen vier Wochen hielten sich dem "Google Mobility Report" zufolge - der Bewegungsdaten von Mobiltelefonen auswertet - etwa zehn Prozent weniger Kunden in den Geschäften auf als vor der Corona-Krise. "Angesichts der niedrigen Kundenzahlen ist es deshalb wichtig, dass jeder Händler auch online auffindbar ist und sich dort ein zweites Standbein aufbaut", sagte Genth. "Denn der Blick auf die letzten Monate zeigt, dass dann zumindest einige Umsatzverluste ausgeglichen werden können."

Auch nach Einschätzung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) muss der Handel mit einer sinkenden Kundenfrequenz rechnen. "Das Online-Geschäft dürfte davon profitieren", sagte DIW-Konjunkturchef Claus Michelsen. "Ob und wie sich das Weihnachtsgeschäft verlagern lässt - sei es zeitlich in den Dezember oder in den Online-Handel - wird sich zeigen." Angesichts der zuletzt deutlich gestiegenen Sparquote und der noch bis Jahresende geltenden geringeren Mehrwertsteuer sieht der Ökonomen aber noch "Spielraum für ein gutes Weihnachtsgeschäft". "Schlussendlich hängt es an der Entwicklung der Pandemie, ob und wie Haushalte ihre Ersparnis nutzen", sagte Michelsen.

Der Einzelhandelsumsatz stieg von Januar bis August um 4,2 Prozent. Allerdings tun sich einige Branchen in der Corona-Zeit sehr schwer: So brach der Umsatz mit Textilien, Bekleidung, Schuhe und Lederwaren um mehr als ein Viertel ein. Auch Waren- und Kaufhäuser verbuchten heftige Umsatzeinbußen im zweistelligen Prozentbereich, während der Internet- und Versandhandel in den ersten acht Monaten um 21,2 Prozent wuchs.