Reuters

ING enttäuscht mit Gewinneinbruch - Jobabbau geplant

05.11.2020
um 10:52 Uhr

Amsterdam (Reuters) - Die größte niederländische Bank ING setzt nach einem Gewinneinbruch den Rotstift an.

Konzernweit sollen 1000 Stellen gestrichen werden, betroffen sind die Regionen Südamerika und Asien. "Die Pandemie hat nach wie vor überall erhebliche Auswirkungen", sagte Vorstandschef Steven van Rijswijk am Donnerstag bei der Vorlage der Zahlen. Das Ergebnis vor Steuern sackte um 37 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro ab. Das war ein deutlich stärkerer Rückgang als Analysten erwartet hatten. Die Aktie rauschte an der Börse in Amsterdam um mehr als sechs Prozent nach unten. Auch in Deutschland ging der Gewinn zurück.

Zu schaffen macht den Niederländern wie anderen Banken in Europa das niedrige Zinsniveau in der Euro-Zone. Die Zinserträge sind die wichtigste Einnahmequelle für Geldhäuser. Im dritten Quartal fielen sie bei der ING um knapp sechs Prozent auf 3,3 Milliarden Euro. Auch die Provisionseinnahmen gingen zurück. Ingesamt lagen die Erträge mit 4,3 Milliarden Euro um gut sieben Prozent unter dem Niveau des Vorjahreszeitraums. Gleichzeitig stiegen die Kosten und die Risikovorsorge für ausfallgefährdete Kredite. In Deutschland fiel der Vorsteuergewinn um 14 Prozent auf 323 Millionen Euro. Sowohl im Privatkunden- als auch im Firmenkundengeschäft musste die Bank Abstriche machen.

Analysten zeigten sich enttäuscht von den Ergebnissen. Andere Institute hätten sich in den Sommermonaten besser geschlagen, kommentierten die Experten der Bank KBC. Auch die geplanten Sparmaßnahmen durch den Stellenabbau seien geringer als bei anderen Geldhäusern. In Südamerika und Asien will ING Niederlassungen schließen. In Deutschland ist Finanzkreisen zufolge kein Jobabbau geplant. Die deutsche Tochter beschäftigt 6000 Menschen, konzernweit sind es rund 55.000 Mitarbeiter.

Um den sinkenden Zinserträgen entgegenzuwirken, verlangt ING wie andere Banken in Europa schon länger künftig Strafzinsen von Kunden. Ab Februar 2021 gilt für neu angelegte Sparkonten mit Einlagen von mehr als 100.000 Euro ein Verwahrentgelt von 0,5 Prozent jährlich, wie ING am Mittwoch mitteilte. Unter anderem auch Kunden der Deutschen Bank müssen für höhere Spareinlagen Strafzinsen bezahlen. Die Banken in der Euro-Zone müssen der Europäischen Zentralbank (EZB) Zinsen zahlen, wenn sie überschüssiges Geld dort hinterlegen.

Deutsche Bank AG

WKN 514000 ISIN DE0005140008