Reuters

IG Metall will Jobs mit Arbeitszeitverkürzung sichern

17.11.2020
um 13:12 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Unter dem Druck von Corona-Krise und Strukturwandel will die IG Metall bei der anstehenden Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie die Beschäftigungssicherung in den Mittelpunkt stellen.

Die Tarifkommission des Bezirks Nordrhein-Westfalen beschloss am Dienstag, von den Arbeitgebern dafür ein finanzielles Volumen von vier Prozent bei zwölf Monaten Laufzeit zu fordern. Es müsse optionale Modelle der Arbeitszeitabsenkung wie der 4-Tage-Woche geben, allerdings mit teilweisem Lohnausgleich. "Die gesamtwirtschaftliche Lage ist aufgrund der Corona-Pandemie äußerst angespannt. Das bedeutet einerseits, dass wir alles dafür tun müssen, um Beschäftigung zu sichern. Das heißt aber auch, dass wir dort, wo es möglich ist, über die Stärkung der Kaufkraft einen Beitrag zu Stabilisierung der Konjunktur leisten müssen" sagte Knut Giesler, IG Metall-Bezirksleiter NRW.

Am Dienstag berieten alle Bezirke über die Empfehlung des IG-Metall-Vorstandes von vergangener Woche. Dieser hatte für die mit mehr als 3,8 Millionen Beschäftigten wichtigste deutsche Industrie ein Forderungsvolumen von "bis zu" vier Prozent vorgeschlagen. Auch der Bezirk Bayern strich den Zusatz "bis zu" und beschloss, genau vier Prozent zum Auftakt der für Dezember geplanten Verhandlungen zu verlangen. In den einzelnen Unternehmen soll dann ausgehandelt werden, wie das Volumen auf höhere Entgelte oder einen Teillohnausgleich bei kürzeren Arbeitszeiten verteilt werden sollen, je nach Lage des Betriebes.

Die Tarifrunde fällt in eine Zeit, in der die Unternehmen mehr oder weniger stark unter Geschäftseinbruch in der Corona-Krise leiden und zugleich unter großem Druck stehen, sich auf Digitalisierung und Klimaschutz einstellen zu müssen. Diese Transformation gefährdet laut Gewerkschaft bis zu 250.000 Arbeitsplätze. Eine Arbeitszeitverkürzung mit teilweisem Lohnausgleich betrachtet sie als Instrument, mit dem Unternehmen so viele Beschäftigte wie möglich an Bord halten können.

Die Metall-Arbeitgeber lehnten die Forderung ab. Wegen der Corona-Krise gebe es in der Branche keinen Verteilungsspielraum. Der designierte Gesamtmetall-Chef Stefan Wolf, zurzeit noch Vorsitzender des baden-württembergischen Verbandes Südwestmetall, forderte hingegen, die Beschäftigten müssten dazu beitragen, die Arbeitskosten zu senken. Passable Ergebnisse einiger Unternehmen im dritten Quartal könnten nicht als Zeichen der Erholung verstanden werden. Die Metall- und Elektroindustrie werde kaum vor 2023 wieder das Vorkrisenniveau erreichen.