Reuters

Österreich setzt nach Lockdown auf Corona-Massentests vor Weihnachten

03.12.2020
um 12:12 Uhr

Wien (Reuters) - Nach der Slowakei will nun auch Österreich mit freiwilligen Corona-Massentests der Bevölkerung beginnen und damit die hohen Infektionszahlen in den Griff bekommen.

Nach anfänglichen technischen Problemen bei der Online-Registrierung gebe es bisher fast 100.000 Anmeldungen, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober am Donnerstag beim Testbetrieb in Wien. Ziel sei es, rechtzeitig vor Familientreffen zu Weihnachten möglichst viele unentdeckte Infizierte unter den rund 8,9 Millionen Einwohnern Österreichs zu finden.

Begonnen werde mit den mehrtägigen Tests am Freitag in der Hauptstadt Wien sowie in Tirol und Vorarlberg. Die restlichen Bundesländer folgen in den Tagen danach. "Jeder, der sich jetzt testen lässt, kann dazu beitragen, dass wir alle bald wieder zur Normalität zurückkehren können", sagte Innenminister Karl Nehammer. Vor allem das Aufspüren von symptomfreien Corona-Infizierten sei ein wichtiger Baustein bei der Unterbrechung von Infektionsketten. Die Tests sollen nach den Plänen der Regierung im Januar wiederholt werden.

Eine Anmeldung für die Teilnahme bei dem Massentest ist über die Online-Plattform www.oesterreich-testet.at möglich. Die Tests seien kostenlos und können ab einem Alter von sechs Jahren durchgeführt werden. Zum Einsatz kommen Antigen-Schnelltests mittels Nasen- oder Rachenabstrich. Das Ergebnis bekomme man in wenigen Minuten vor Ort. Bei einem positiven Testergebnis werde eine Gurgel-Probe genommen und ein PCR-Test veranlasst, da die Antigentests weniger zuverlässig seien und manchmal auch falsche positive Ergebnisse lieferten. Positiv Getestete müssen sofort in Heimquarantäne.

Österreich orientiert sich bei den Massentests am Nachbarland Slowakei, wo Ende Oktober ein Großteil der 5,5 Millionen Einwohner getestet wurde. An den Tests gab es auch Kritik. Experten warnen davor, dass kurzfristige Rückgänge der Infektionszahlen nicht auf die Testungen zurückzuführen seien, sondern auf einen Teil-Lockdown im Oktober. Österreichs Kanzler Sebastian Kurz verteidigte die Massentests. "Das einfachste ist, das ganze Land zuzusperren, das löst aber auch den größten volkswirtschaftlichen Schaden aus", sagte Kurz. Er stehe daher zu dem Projekt der Massentests.

In Österreich wurden zuletzt binnen 24 Stunden erneut knapp unter 4000 neue Positiv-Tests registriert. Das Land liegt damit im europäischen Spitzenfeld gemessen an den Neuinfektionen pro Kopf. Österreichweit sind 3538 Menschen an den Folgen des Virus verstorben. Um eine Überlastung der Intensivstationen zu verhindern, wurde Mitte November für knapp drei Wochen ein harter Lockdown verhängt. Ab kommendem Montag soll das öffentliche Leben wieder schrittweise hochgefahren werden.