Reuters

IWF stellt Deutschland 2021 Wirtschaftswachstum von 3,5 Prozent in Aussicht

19.01.2021
um 16:02 Uhr

Washington/Berlin (Reuters) - Der Internationale Währungsfonds traut Deutschland dieses Jahr eine spürbare Erholung von der Coronavirus-Krise zu.

Die Wirtschaft dürfte um 3,5 Prozent wachsen, teilte der IWF am Dienstag in Washington mit. Das Vor-Krisen-Niveau wird demnach aber erst 2022 wieder erreicht. Der IWF lobte, Deutschland sei besser als vergleichbare Staaten durch die Pandemie gekommen. Die Bundesregierung sollte allerdings den Experten zufolge die Hilfsmaßnahmen für die Wirtschaft keinesfalls zu früh einstellen.

Die Finanzpolitik müsse expansiv bleiben, bis sich die konjunkturelle Erholung gefestigt habe, erklärte der IWF. Entwickele sich die Wirtschaft schwächer als erwartet, sollten zusätzliche Mittel bereitgestellt werden. Deutschland habe ausreichend Möglichkeiten, um im Notfall nachzulegen. Der IWF begrüßte in diesem Zusammenhang, dass Finanzminister Olaf Scholz (SPD) auch 2021 die Schuldenbremse mit Hilfe des Bundestages außer Kraft setzt. "Es wird viele Schmerzen geben", sagte IWF-Experte Shekhar Aiyar mit Blick auf den Rückzug aus Hilfsprogrammen. "Das ist ein heikler Balanceakt."

Der Fonds geht von einer holprigen Erholung aus, mit deutlichen Unterschieden zwischen den einzelnen Branchen. Anfang des Jahres dürften die hohen Infektionszahlen noch für Einschränkungen sorgen. Sobald es für alle Bürger Impfmöglichkeiten gebe, sollte sich die wirtschaftliche Lage aber verbessern.

Deutschland verwende im Zeitraum 2020 und 2021 mehr als zehn Prozent seiner Wirtschaftskraft für den Kampf gegen Corona, außerdem seien öffentliche Bürgschaften ausgeweitet worden. In Europa habe Deutschland damit eines der größten Rettungspakete geschnürt. "Die Ausweitung der Kurzarbeit hat zudem eine entscheidende Rolle gespielt, um Jobs zu erhalten und die Einkommen der Haushalte zu sichern", heißt es im Länderbericht. Unternehmen seien weiter an Kredite gekommen und hätten auch über andere Maßnahmen zusätzliche Liquidität erhalten.

2020 ist die deutsche Wirtschaft wegen der Folgen der Pandemie um 5,0 Prozent geschrumpft und damit erstmals seit elf Jahren. Ein stärkeres Minus hatte es zuletzt 2009 in der globalen Finanzkrise mit damals 5,7 Prozent gegeben. Wie der IWF gehen die meisten Ökonomen für 2021 nun von einem Wachstum von 3,5 Prozent oder etwas mehr aus. Die Bundesregierung prognostiziert bislang 4,4 Prozent, wird diese Schätzung aber Ende Januar überarbeiten. Der längere Lockdown dürfte für eine vorsichtigere Prognose sorgen.