Reuters

Großbritannien zahlt keinen Anreiz zur Selbstisolation bei Positiv-Test

22.01.2021
um 15:42 Uhr

London (Reuters) - Die britische Regierung zahlt den positiv auf das Coronavirus getesteten und zur Selbstisolation gezwungenen Bürgern doch keine zusätzliche Hilfe.

"Es gibt keine Pläne, eine Sonderzahlung von 500 Pfund einzuführen", sagte ein Sprecher von Premierminister Boris Johnson am Freitag. Mehrere Zeitungen hatten unter Berufung auf ein Strategiepapier berichtet, es gebe Überlegungen, all denjenigen, die positiv getestet seien, 500 Pfund zu zahlen, um sie zur Selbstisolation zu bewegen. Hintergrund sei, dass etliche Menschen mit Symptomen sich nicht testen lassen wollten, weil sie im Fall eines positiven Ergebnisses nicht in Isolation, sondern weiter zur Arbeit gehen wollten. Sie könnten sich die Selbstisolation schlicht nicht leisten.

"Die große Mehrheit der Bevölkerung hält sich weiterhin an die Regeln und geht in Selbstisolation, wenn sie dazu aufgefordert wird", sagte der Regierungssprecher. Die Regierung unterstütze bereits diejenigen mit 500 Pfund, die niedrigeren Einkommensgruppen angehörten und nicht von zu Hause aus arbeiten könnten. Umweltminister George Eustice hatte zuvor erklärt, der Regierung sei bewusst, dass die Selbstisolation für einige Menschen eine finanzielle Herausforderung darstelle.

Einige Menschen mit geringen Einkommen erhalten bereits 500 Pfund, wenn sie in Selbstisolation gehen müssen. Den Medienberichten zufolge wird in dem Strategiepapier vorgeschlagen, diese Unterstützung generell im Fall einer nachgewiesenen Infektion zu zahlen. Zur Begründung sei auf Umfragen verwiesen worden, wonach nur 17 Prozent derjenigen, die Symptome aufweisen, bereit sind, sich auch testen zu lassen. Eine andere Umfrage ergab, dass nur einer von vier Menschen sich an die Auflage der Selbstisolation hält. 15 Prozent gehen demnach wie gewohnt zur Arbeit.

In Großbritannien grassiert eine Variante des Coronavirus, die Wissenschaftlern zufolge erheblich ansteckender ist als die bislang bekannte. Das Statistikamt ONS teilte mit, die Zahl der Positiv-Tests sei in der vergangenen Woche zwar leicht zurückgegangen. Dennoch sei das Virus weit verbreitet, etwa einer von 55 Menschen im Land habe das Virus.

Trotz der anhaltend hohen Infektionszahlen und der Gefahr durch Virusvarianten wird Großbritannien Eustice zufolge bis auf weiteres seine Grenzen offen halten. Er reagierte auf Spekulationen, dass nach den bereits verhängten Beschränkungen wie einem Corona-Test vor der Abreise und einer Quarantäne nach der Ankunft die Einreisen nun komplett unterbunden werden könnten. "Es ist richtig, dass wir in Hinblick auf Reisen vorsichtig sind", sagte Eustice. "Aber wir denken nicht, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, sie komplett zu stoppen und die Grenzen zu schließen."