Reuters

KfW - Hoher Fachkräftemangel auch in Corona-Zeiten - "Engpässe nehmen zu"

18.02.2021
um 12:37 Uhr

Berlin (Reuters) - Trotz Corona-Krise klagt jedes fünfte Unternehmen in Deutschland über einen Fachkräftemangel.

Im laufenden ersten Quartal 2021 sprachen 20,6 Prozent von einer Behinderung ihrer Geschäftstätigkeit aufgrund fehlenden Fachpersonals, wie aus der am Donnerstag veröffentlichten repräsentativen Umfrage im Auftrag der Förderbank KfW hervorgeht. Anfang 2020, dem letzten Quartal vor der Corona-Krise, beeinträchtigte der Mangel die Geschäftstätigkeit von 29,1 Prozent der Unternehmen hierzulande.

"Die Corona-Krise hat den Fachkräftebedarf nur vorübergehend verringert, mit der wirtschaftlichen Erholung seit dem Sommer haben die Engpässe bereits wieder spürbar zugenommen", sagte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. Der Mangel zeige sich derzeit besonders im Dienstleistungssektor, etwa bei Architekten und Ingenieurbüros, Rechts- und Steuerberatern und Dienstleistungen der Informationstechnologie sehr deutlich. "Viele Unternehmen suchen händeringend IT-Experten, um die Digitalisierung voranzubringen", sagte die Chefökonomin. "Und in den Kommunen fehlt es an Personal in der Verwaltung, was vielerorts die Daseinsvorsorge gefährdet."

Es sei zu erwarten, dass der Anteil der Unternehmen, deren Geschäftstätigkeit durch Fachkräftemangel behindert wird, schnell weiter steige und Ende des Jahres wieder das Vorkrisenniveau erreichen werde. "Wenn in den nächsten Jahren die Babyboomer-Jahrgänge 1955 bis 1969 nach und nach in den Ruhestand gehen, wird sich das Problem noch verstärken", sagte Köhler-Geib. "Ohne ausreichendes Gegensteuern kann das zu einer dauerhaften Wachstumsschwäche führen, die das Abtragen der Folgelasten der Corona-Krise sowie Investitionen in die Digitalisierung und den klimaneutralen Umbau der Wirtschaft erheblich erschweren würde, was wiederum einen Verlust an Wettbewerbsfähigkeit und erhebliche Wohlstandseinbußen zur Folge hätte."

Um dies zu verhindern, seien sowohl der Staat als auch die Unternehmen gefordert. Neben einer höheren Erwerbsbeteiligung von Frauen und Älteren sowie Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland spiele auch die Weiterqualifizierung von Arbeitskräften eine Rolle.