Reuters

Deutsche Wirtschaft besorgt wegen Suez-Blockade - "Schlechter Zeitpunkt"

25.03.2021
um 11:12 Uhr

Berlin (Reuters) - In der deutschen Wirtschaft wächst die Sorge vor einer Unterbrechung der Lieferketten durch den blockierten Suez-Kanal.

"Die Störung kommt zu einem schlechten Zeitpunkt", erklärte der Verband der Chemischen Industrie (VCI) am Donnerstag auf Nachfrage. "Die Kapazitätsauslastung in der Chemie ist hoch. Entsprechend stark ist der Bedarf an Lieferungen aus Asien." Zudem stünden die Lieferketten durch die Corona-Pandemie derzeit ohnehin unter Druck. Rund 16 Prozent der Chemieimporte kommen per Schiff durch den Suez-Kanal, der seit Dienstag durch das auf Grund gelaufene Containerschiff "Ever Green" blockiert ist.

"Die indirekten Effekte dürften noch stärker sein", sagte VCI-Chefvolkswirt Henrik Meincke. "Wenn bei unseren industriellen Kunden in Europa die Produktion stillsteht, weil Lieferungen aus Asien ausbleiben, sinkt die Nachfrage nach Chemikalien." Mit jedem Tag, den der Suez-Kanal nicht befahren werden könne, werde das Problem größer.

Auch der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) ist besorgt. "Zentrale Lieferketten geraten aufgrund mangelnder Container, unpünktlicher Schiffe und fehlender Transportkapazität ins Stocken, während die Kosten steigen", sagte Hauptgeschäftsführer Holger Lösch. "Dies wirkt sich in der Industrie bereits negativ auf die Produktionsabläufe aus." Leiden dürften insbesondere die Branchen, die auf Rohstoff- oder Bauteillieferungen sowie den Versand ihrer Fertigprodukte über Seetransporte angewiesen seien.

Das rund 400 Meter lange Containerschiff "Ever Green" blockiert seit Dienstag eine der wichtigsten Wasserstraßen der Welt. Der 193 Kilometer lange Kanal ist die kürzeste Verbindung zwischen Europa und Asien und der entscheidende Korridor für Rohöl und Importwaren nach Europa. Dem Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) zufolge fahren 98 Prozent der Containerschiffe durch den Suez-Kanal, wenn sie zwischen Deutschland und China unterwegs sind. China ist seit Jahren Deutschlands wichtigster Handelspartner mit einem gegenseitigen Handelsvolumen von mehr als 212 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Etwa acht bis neun Prozent der deutschen Warenimporte und -exporte laufen demnach durch den Suez-Kanal.