Reuters

Bahn und Lokführergewerkschaft starten erste Tarif-Verhandlungsrunde

16.04.2021
um 11:07 Uhr

Berlin (Reuters) - Nach monatelangem Streit haben Deutsche Bahn und Lokführergewerkschaft GDL nun doch Tarif-Verhandlungen aufgenommen.

GDL-Chef Claus Weselsky äußerte sich am Freitag jedoch vor den Gesprächen skeptisch: "Alle Handlungen, die bisher vom Management der Deutschen Bahn unternommen sind, laufen darauf hinaus, dass sie gar nicht verhandeln wollen", sagte er. "Dieser Arbeitgeber will, dass die GDL streikt." Die GDL strebt einen Tarifvertrag an, der deutlich über den Abschluss der Bahn mit der konkurrierenden und größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hinausgeht. "Wir sind der festen Überzeugung, dass die systemrelevanten Eisenbahner mehr verdient haben als das, was bisher an anderer Stelle abgeschlossen wurde."

Bahn-Personalvorstand Martin Seiler wies dagegen auf die wirtschaftlich schwierige Lage des Unternehmens hin. "Es geht jetzt darum, mit der GDL ein ausgewogenes, solidarisches Corona-Tarifpaket zu schnüren", verlangte er. "Am Verhandlungstisch wird sich zeigen, ob die GDL ihrer Verantwortung gerecht wird." Mit konkreten Ergebnissen in der ersten Gesprächsrunde wird auf beiden Seiten noch nicht gerechnet.

Die GDL verlangt 4,8 Prozent mehr Lohn und eine Corona-Prämie von 1300 Euro für fast alle Beschäftigten in Deutschland. Dazu kommen weitere Forderungen wie mehr Sicherheitskräfte in den Zügen als Schutz auch für Zugbegleiter. Die EVG hat mit der Bahn bereits einen Vertrag mit Laufzeit bis 2023 geschlossen. Er sieht unter anderem Lohnerhöhungen von 1,5 Prozent ab 2022 vor. Die Bahn hatte die GDL-Forderung als maßlos zurückgewiesen.

Kompliziert wird die diesjährige Tarifrunde dadurch, dass sowohl EVG als auch GDL den Anspruch erheben, für nahezu alle 185.000 Beschäftigten in Deutschland beim Schienenpersonal zu verhandeln. Die Bahn sieht sich dagegen gezwungen, dass Tarifeinheitsgesetz anzuwenden. Danach gilt ein Tarifvertrag nur dort, wo die jeweilige Gewerkschaft die Mehrheit hat. Von 300 Teilbetrieben hat die GDL aber laut Bahn nur in 16 eine Mehrheit, wo deren Abschluss gelten würden. Die GDL bezweifelt dies und will es gerichtlich überprüfen lassen.