Reuters

77,5 Prozent - Laschet sichert sich Rückhalt von CDU-Bundesvorstand

20.04.2021
um 06:57 Uhr

- von Andreas Rinke

Berlin (Reuters) - CDU-Chef Armin Laschet hat sich nach einer dramatischen Debatte den Rückhalt des CDU-Bundesvorstands für seinen Anspruch auf die Kanzlerkandidatur gesichert.

Am Dienstagmorgen stimmten 31 Personen im Bundesvorstand (77,5 Prozent) dafür, dass er Kanzlerkandidat der Union werden soll - nur neun CDU-Politiker stimmten für CSU-Chef Markus Söder (22,5 Prozent). Sechs enthielten sich. Der geheimen Abstimmung war eine mehr als sechsstündige Debatte zwischen Anhängern von Laschet und Söder in den CDU-Gremien vorausgegangen. Entscheidend wird nun sein, ob Söder die Entscheidung akzeptiert und seinen Rückzug erklären wird. Er hatte am Montag nach dem CSU-Präsidium betont: "Wenn die CDU heute Abend souverän zu einer klaren Entscheidung kommt, werden wir das respektieren." Außerhalb der Führungsgremien der CDU gibt es aber erhebliche Kritik an dem Verfahren. Der Bundesvorstand hatte deshalb zunächst abgestimmt, ob es eine Kreisvorsitzendenkonferenz geben sollte. Dies wurde mit 29 zu 14 abgelehnt.

Laschet hatte zu Beginn der Schalte zu einer ehrlichen und offenen Debatte aufgerufen, worauf sich mehr als 40 Politiker zu Wort meldeten. Die Befürworter und Gegner gingen quer durch die Landesverbände - auch im Osten sprachen sich Mitglieder des Bundesvorstands sowohl für Laschet wie auch für Söder aus. Aus den großen CDU-Landesverbänden äußerten sich indes nach Angaben von Teilnehmern mehr Redner für Laschet. Etliche CDU-Politiker und -Politikerinnen wie Julia Klöckner (Rheinland-Pfalz) verwiesen nach Teilnehmerangaben auf eine Kluft zwischen der Stimmung an der Parteispitze und der an der Parteibasis in etlichen Landesverbänden.

Deshalb forderten etwa die Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt und Saarland, Reiner Haseloff und Tobias Hans, zunächst auf eine Abstimmung zu verzichten und die Basis zu befragen. Hans sprach sich als einziger Ministerpräsident offen für Söder aus. Sein sächsischer Kollege Michael Kretschmer ließ seine Präferenz offen, die Landeschefs von Hessen und Schleswig-Holstein sind klar für Laschet und pochten auf eine Abstimmung.

In der CDU wird damit gerechnet, dass Laschet durch das deutliche Votum des Bundesvorstands die endgültig besseren Karten in dem Rennen hat. Entscheidender Test für die Akzeptanz der Entscheidung wird die Sitzung der CDU/CSU-Bundestagsfraktionssitzung am Dienstag werden. Dort hatten Söder-Anhänger bereits eine Kampfabstimmung angekündigt gehabt. Dagegen sprachen sich aber etliche Fraktionsvizes aus. Zudem machte auch Söder in München klar, dass er nicht nochmals in die Fraktion kommen werde.

SÖDER GIBT ENTSCHEIDUNG AB - LASCHET FÜR "FAIREN" WAHLKAMPF

In der CDU hatte es am Abend Zweifel gegeben, ab welcher Laschet-Mehrheit Söder seinen Rückzug erklären würde. Denn Söder hatte schon vergangenen Sonntag gesagt, dass er nur Kanzlerkandidat werden wolle, wenn er aus der CDU gerufen werden. Nachdem sich CDU-Präsidium und -Bundesvorstand dann Montag deutlich hinter Laschet gestellt hatten, bestand Söder aber darauf, tiefer in die CDU "hineinzuhorchen" - die Gremien reichten nicht für ein Meinungsbild. In den vergangenen Tagen wurde dann deutlich, dass etliche CDU-Landesverbände und Gruppierungen tatsächlich lieber einen Kanzlerkandidaten Söder wollen.

Am Montag sagte Söder nun: "Wird es Armin, hat er meine volle Unterstützung. Darauf kann er sich zu 100 Prozent verlassen." Umgekehrt erwarte er im Fall der Entscheidung für ihn volle Unterstützung der CDU. Er werde jeden Ausgang "ohne Groll" akzeptieren. "Wir sind die kleinere Schwester und können uns nicht überheben."