Reuters

Tschechien - Russland muss Botschaftspersonal deutlich reduzieren

22.04.2021
um 17:07 Uhr

Moskau/Prag (Reuters) - Im diplomatischen Streit zwischen Russland und Tschechien haben sich die Regierungen am Donnerstag einen neuen Schlagabtausch geliefert.

Der tschechische Außenminister Jakub Kulhanek gab der Regierung in Moskau bis Ende Mai Zeit, die Belegschaft in der Prager Botschaft deutlich zu reduzieren. Sie dürfe nur so groß sein wie die tschechische in Moskau, sagte er. Dort warf eine Sprecherin des Außenministeriums Tschechien in einer ersten Reaktion vor, die Beziehungen zu zerstören. Man werde in Kürze auf die neue Anordnung reagieren. Zuvor hatte der Sprecher des russischen Präsidialamts Dmitri Peskow erklärt, seine Regierung halte nichts von der "Hysterie" in Tschechien.

Die beiden Staaten liefern sich ihren schwersten Konflikt seit dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989. Das Nato- und EU-Mitglied Tschechien verdächtigt Russland, hinter Explosionen in einem tschechischen Munitionslager vor knapp sieben Jahren zu stecken. Am Samstag wies die Regierung in Prag 18 Russen aus, worauf Russland am Sonntag 20 tschechische Diplomaten des Landes verwies. Die Nato und die EU haben sich hinter die Regierung in Prag gestellt.

In dem Munitionsdepot von Vrbetice im Südosten Tschechiens war es am 16. Oktober 2014 zu schweren Explosionen gekommen. Dabei starben zwei Mitarbeiter eines Privatunternehmens, das die Militäranlage genutzt hatte. Die Regierung in Prag sprach zuletzt von einem begründeten Verdacht, dass Mitarbeiter des russischen Geheimdienstes GRU in den Vorfall involviert seien. Die Spur der Ermittler führe zu einer GRU-Spezialeinheit mit der Nummer 29155. Russland hat die Vorwürfe zurückgewiesen.