Reuters

Institut - "Insolvenzwelle unwahrscheinlich"

06.05.2021
um 17:57 Uhr

Berlin (Reuters) - Die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland ist nach Angaben des IWH-Instituts im April deutlich gesunken.

769 Personen- und Kapitalgesellschaften wurden als insolvent gemeldet, wie das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) am Donnerstag mitteilte. Das seien zehn Prozent weniger als im März und liege auch deutlich unter dem Niveau des Vorjahresmonats. Damit sei ein "Trendanstieg bei Insolvenzen gestoppt". Die größten zehn Prozent der Betriebe, die im April Insolvenz anmeldeten, beschäftigten insgesamt knapp 7400 Personen. Diese Zahl liege in etwa auf dem Niveau der Vormonate, jedoch deutlich unter den Höchstständen im vergangenen Sommer. Die Daten basieren etwa auf Insolvenzbekanntmachungen der Registergerichte. Nach Informationen von Reuters aus Koalitionskreisen ist nun endgültig vom Tisch, dass die Regierung die am 30. April ausgelaufene Aussetzung der Insolvenz-Antragspflicht doch noch nachträglich verlängert.

Das IWH hält die Ängste vor einer Insolvenzwelle bei Firmen dennoch für unbegründet. "Eine Welle von Unternehmensinsolvenzen mit massiven Jobverlusten aufgrund der Rückkehr zur Insolvenzantragspflicht ist unwahrscheinlich", sagte Steffen Müller, der die Abteilung Strukturwandel und Produktivität und die dort angesiedelte Insolvenzforschung am IWH leitet. Der Hauptgrund liege darin, dass die verlängerte Aussetzung in erster Linie nur Branchen betroffen habe, die für die sogenannten November- und Dezemberhilfen des Bun­des antragsberechtigt waren. Für alle anderen gelte die Antragspflicht bereits vollum­fänglich seit 1. Januar. Zudem habe die Aussetzung nicht für Unternehmen gegolten, die auch mit staatlicher Hilfe insolvenzreif wären. Selbst wenn die Rückkehr zur Antragspflicht zu leicht erhöhten Insolvenzzahlen führen sollte, wären aufgrund der Branchen­struktur in erster Linie kleinere Unternehmen betroffen und die gesamtwirtschaft­lichen Effekte sehr begrenzt.

Der SPD-Rechtsexperte Johannes Fechner sprach dennoch von einem "schwerer Fehler", dass die Regierung die Aussetzung nicht verlängert. "Dies kann tausende Arbeitsplätze kosten", sagte er zu Reuters. Die SPD habe präzise definiert, für welche Unternehmen die Insolvenzantragspflicht für zwei weitere Monate hätte weiter ausgesetzt werden sollen. Dabei handele es sich nur um Unternehmen, die antragsberechtigt für Corona-Hilfen seien und somit "exakt die Regelung, die am 30. April ausgelaufen ist".