Reuters

Uran-Spuren im Iran lassen an Fortschritt im Atomstreit zweifeln

01.06.2021
um 07:47 Uhr

Wien (Reuters) - Im Atomstreit mit dem Iran stehen die Zeichen wieder verstärkt auf Konfrontation.

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) bemängelt fehlende Informationen zur Herkunft von Uran-Spuren, die IAEA-Kontrolleure bei Sonderinspektionen in der Islamischen Republik gefunden hatten. Das geht aus einem der Nachrichtenagentur Reuters vorliegenden Bericht von IAEA-Chef Rafael Grossi an die 173 Mitgliedsstaaten hervor. Der mangelnde Fortschritt nach monatelangen Gesprächen erschwere es der IAEA, die friedliche Ausrichtung des iranischen Atomprogramms festzustellen, schrieb Grossi. Das Fazit der IAEA-Kontrolleure könnte die Verhandlungen über eine Wiederbelebung des internationalen Atomabkommens mit dem Iran ausbremsen.

Das 2015 geschlossene Atom-Abkommen steht auf der Kippe, seit es die USA 2018 unter Ex-Präsident Donald Trump einseitig aufkündigten und gegen den Iran wieder Sanktionen in Kraft setzten. Die Regierung in Teheran zog sich ihrerseits schrittweise aus Verpflichtungen der Vereinbarung zurück. Trumps Nachfolger Joe Biden hat Interesse an einem Wiedereinstieg signalisiert, erwartet dafür jedoch, dass der Iran seine Auflagen unter anderem zur Uran-Anreicherung wieder erfüllt.

Uran kann je nach Anreicherungsgrad für den Betrieb von Atomkraftwerken oder den Bau von Nuklearwaffen genutzt werden. Unlängst begann der Iran entgegen den Bestimmungen des Abkommens, Uran statt auf 20 auch auf 60 Prozent anzureichern - ein großer Schritt in Richtung waffenfähiges Material. Nach jüngsten Schätzungen geht die IAEA davon aus, dass der Iran davon 2,4 Kilogramm produziert hat. Das Land betont stets den zivilen Charakter seines Atomprogramms.

Bereits vor drei Monaten stand der Iran wegen der bei Kontrollen entdeckten Uran-Spuren in der Kritik. Als Grossi damals weitere Gespräche mit dem Iran ankündigte, stellten Großbritannien, Frankreich und Deutschland ihre von den USA unterstützten Pläne für eine offizielle Resolution des IAEA-Gouverneursrats gegen den Iran zurück. Grossi hoffte auf Fortschritte bis zum nächsten Treffen des Gremiums, das in der kommenden Woche geplant ist.