Reuters

G7-Gastgeber Großbritannien mahnt Fortschritte bei globaler Steuerreform an

04.06.2021
um 11:52 Uhr

London/Berlin (Reuters) - Großbritannien hat die anderen G7-Länder zu Beginn des Finanzministertreffens in Londons zu Fortschritten bei der geplanten weltweiten Steuerreform aufgefordert.

"Wir können nicht mehr auf ein Steuersystem setzen, das zu großen Teilen aus den 1920er Jahren stammt", sagte der britische Finanzminister Rishi Sunak in London, wo die sieben führenden Industrienationen am Freitag und Samstag beraten. Die Welt schaue auf die G7-Gruppe und habe dabei hohe Erwartungen. Ähnlich äußerte sich Frankreichs Finanzminister Bruno Le Maire: "Eine globale Einigung zur Besteuerung von Konzernen ist in Sicht - lasst uns sicherstellen, dass sie kommt", twitterte er.

Bei dem Treffen geht es auch um die Bewältigung der Coronavirus-Krise. Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) hatte im Vorfeld bereits die Hoffnung geäußert, Fortschritte auf dem Weg zu einer globalen Mindeststeuer und einer neuen Form der Besteuerung von digitalen Dienstleistungen zu erzielen. Es wird erwartet, dass sich die G7-Länder im Grundsatz hinter die Pläne stellen.

Das G7-Finanzministertreffen ist die erste persönliche Zusammenkunft seit dem Regierungswechsel in Washington. Mit der neuen US-Finanzministerin Janet Yellen wird wieder auf eine stärkere internationale Zusammenarbeit gesetzt - nach Jahren der Entfremdung und Handelsstreitigkeiten. Yellen hatte zuletzt eine globale Mindeststeuer von 15 Prozent vorgeschlagen und damit Schwung in die Debatte gebracht.

In einem gemeinsamen Brief betonten Deutschland, Frankreich und Italien, bei dem Treffen in London eine einheitliche Linie für ein neues Steuersystem finden zu wollen. Dies solle für Momentum sorgen, um weltweit Zustimmung zu finden. Japans Finanzminister Taro Aso hatte im Vorfeld jedoch gesagt, noch nicht mit einer Einigung inklusive einer konkreten Höhe für die Mindeststeuer zu rechnen.

Vielen Weltkonzernen wird vorgeworfen, durch geschickte Gewinnverlagerungen kaum beziehungsweise vergleichsweise wenig Steuern zu zahlen. Daher werden die Rufe nach einer faireren Besteuerung immer lauter. Internet-Giganten wie Amazon gelten zudem als große Gewinner der Corona-Krise.