Reuters

Elite-Einheit verkündet Putsch in Guinea - Lage unklar

06.09.2021
um 07:37 Uhr

- von Saliou Samb und Bate Felix

Conakry (Reuters) - Eine Elite-Einheit des Militärs in Guinea hat nach eigener Darstellung die Macht in dem rohstoffreichen westafrikanischen Land übernommen.

Soldaten unter Führung des früheren französischen Fremdenlegionärs Mamady Doumbouya erklärten am Sonntag im staatlichen Fernsehen, die Regierung sei aufgelöst, die Verfassung außer Kraft gesetzt und die Grenzen seien geschlossen worden. Es solle eine Übergangsregierung gebildet werden. "Wir rufen unsere Kameraden auf, sich dem Volk anzuschließen", sagte Doumbouya. Man werde gemeinsam eine neue Verfassung ausarbeiten.

Der Aufenthaltsort von Präsident Alpha Conde war zunächst unbekannt. Ein in sozialen Medien verbreitetes Video zeigte, wie er von Soldaten festgenommen worden sein soll. Die Nachrichtenagentur Reuters konnte die Echtheit der Aufnahme nicht überprüfen. In einer Erklärung der Putschisten hieß es am späten Abend, Conde sei kein Leid zugefügt worden, ihm werde nichts geschehen und er habe Zugang zu seinen Ärzten. Unklar bleiben auch die genauen Machtverhältnisse. Das Verteidigungsministerium erklärte, loyale Truppen hätten einen Angriff auf den Präsidentenpalast abgewehrt und seien dabei, die Ordnung wiederherzustellen. Zuvor hatte ein Reuters-Reporter gesehen, wie Militärfahrzeuge in Kolonnen zum Regierungsviertel fuhren. Weitere Aufnahmen zeigten mutmaßlich Schießereien und Fahrzeuge mit Soldaten am Zentralbankgebäude.

Mehrere internationale Organisationen verurteilten die Vorgänge. UN-Generalsekretär Antonio Guterres erklärte, jede Machtübernahme durch Gewalt sei zu verurteilen. Conde müsse sofort freigelassen werden. Die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) sprach von einem versuchten Putsch und drohte Sanktionen an. Die Afrikanische Union kündigte eine Dringlichkeitssitzung und "angemessene Maßnahmen" an. Nigeria als mächtigster Staat in der Region forderte eine Rückkehr zur verfassungsmäßigen Ordnung in Guinea.

Der 83-jährige Conde hatte im Herbst 2020 eine dritte Amtszeit angetreten. Der Wahl im Oktober war eine von Oppositionellen kritisierte Verfassungsänderung vorausgegangen, die Conde eine weitere Amtszeit erlaubte. Bodenschätze wie Bauxit, Eisenerz, Gold und Diamanten hatten Guinea unter Conde ein anhaltendes Wirtschaftswachstum beschert. Davon profitierte jedoch nur ein Teil der Bevölkerung. Die Regierung hat in den vergangenen Wochen die Steuern deutlich erhöht. Unter anderem ist der Preis von Treibstoff um ein Fünftel gestiegen, was zu Unmut in der Bevölkerung geführt hat.