Reuters

EZB-Chefin erwartet Inflationsrückgang im nächsten Jahr

28.10.2021
um 15:32 Uhr

Frankfurt/Berlin (Reuters) - EZB-Chefin Christine Lagarde hält den aktuellen Inflationsschub nach wie vor nur für ein vorübergehendes Phänomen.

"Wir erwarten, dass sie in diesem Jahr weiter ansteigt", sagte Lagarde am Donnerstag auf der Pressekonferenz nach dem Zinsbeschluss. "Aber während die gegenwärtige Phase höherer Inflation länger anhalten wird, rechnen wir damit, dass die Inflation im Verlauf des nächsten Jahres sinken wird." Mittelfristig sei weiterhin damit zu rechnen, dass die Teuerung unter dem EZB-Ziel von zwei Prozent liegen werde.

Zu den Haupttreibern für die Inflation zählte Lagarde die Energiepreise, Angebotsengpässe im Zuge der wirtschaftlichen Erholung und Basiseffekte, wie die zeitweise Senkung der Mehrwertsteuer in Deutschland im Zuge der Corona-Krise. "Wir sind zuversichtlich, dass diese Analyse des Vorübergehens der Faktoren korrekt ist und zu einem Rückgang im Verlauf von 2022 führen werden," sagte die EZB-Chefin. Das Thema Inflation habe die Diskussionen im EZB-Rat dominiert. "Wir sprachen über Inflation, Inflation, Inflation," sagte sie.

Die Teuerung im Euro-Raum war im September mit 3,4 Prozent so hoch wie seit 13 Jahren nicht mehr. Für Oktober wird von Experten ein weiterer Anstieg auf 3,7 Prozent erwartet. Ein Großteil des derzeitigen Preisauftriebs ist nach Ansicht der Währungshüter vorübergehend. In ihren im September vorgelegten Prognosen erwarten die EZB-Volkswirte, dass die Teuerungsrate im kommenden Jahr mit 1,7 Prozent wieder unter die von der Europäischen Zentralbank angestrebte Marke von 2,0 Prozent fällt. Manche Währungshüter halten die Zahl jedoch für zu niedrig gegriffen, wie Reuters aus dem Führungskreis der EZB erfuhr. Neue Projektionen werden im Dezember vorgelegt, wenn die Notenbank auch über die Zukunft ihres Corona-Notfallprogramms PEPP entscheiden will.