Reuters

Retter suchen weiter nach Vermissten in ukrainischem Einkaufszentrum

28.06.2022
um 10:27 Uhr

Krementschuk (Reuters) - Nach dem Raketenangriff auf ein Einkaufszentrum in der zentralukrainischen Stadt Krementschuk suchen Rettungsteams weiter nach Vermissten.

Den Behörden zufolge wurden am Dienstag noch mehr als 35 Menschen vermisst. Angehörige versammelten sich in der Nähe des Einkaufszentrums, in dem sich zum Zeitpunkt des Angriffs am Montag mehr als 1000 Menschen befunden haben sollen. Bislang wurden mindestens 18 Tote und 25 Verletzte gemeldet. Russland hat sich bisher nicht zu dem Angriff geäußert.

Der russische Botschafter bei den Vereinten Nationen, Dmitri Poljanskij, beschuldigte auf Twitter die Ukraine, mit dem Vorfall vor dem Nato-Gipfel Mitleid erregen zu wollen. Nach den Worten von dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj handele es sich "nicht um einen zufälligen Treffer, sondern um einen kalkulierten russischen Angriff auf genau dieses Einkaufszentrum". Die Regierung in Moskau hat wiederholt bestritten, absichtlich auf Zivilisten zu zielen. Die Angaben der Kriegsparteien lassen sich oft nicht unabhängig überprüfen.

Der UN-Sicherheitsrat wird sich am Dienstagabend auf Bitten der Ukraine mit dem Angriff befassen. Die Vereinten Nationen verurteilten den Beschuss ebenso wie die G7 bei ihrem Gipfel in Deutschland. Krementschuk, eine Industriestadt mit 217.000 Einwohnern vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine am 24. Februar, ist der Standort der größten Ölraffinerie des Landes.

Augenzeugen schilderten drastische Szenen. "Ich flog nach oben, mit dem Kopf zuerst, Splitter trafen meinen Körper. Der ganze Ort stürzte ein", sagte die 43-jährige Ludmyla Mychailets, die nach eigenen Angaben mit ihrem Mann in dem Einkaufszentrum war, als die Rakete einschlug. "Es war die Hölle", sagte ihr Mann Mykola. Beide werden in der Klinik von Krementschuk versorgt.

In der schwer umkämpften Stadt Lyssytschansk in der Ostukraine starben nach Angaben des Gouverneurs am Montag acht Menschen, darunter ein Kind. 21 weitere Personen seien durch Granatenbeschuss verletzt worden, als sie sich versammelten, um Trinkwasser zu holen. "Sie wollen (die Stadt) einnehmen, und dafür werden viele Ressourcen eingesetzt. (...) Wir sollten nicht unsere ganze Armee wegen einer Stadt opfern", sagte Gouverneur Serhij Hajdaj in einem Interview mit Reuters. Nach dem Fall von Sjewjerodonezk ist Lyssytschansk die letzte größere ukrainische Bastion in der Region Luhansk. Auch die Stadt Charkiw im Nordosten wurde nach Angaben des Regionalgouverneurs am Montag durch russische Streitkräfte beschossen. Fünf Menschen seien gestorben und 22 seien verletzt, nachdem Wohnhäuser und eine Grundschule getroffen worden seien.

(Bericht von Simon Lewis, geschrieben von Elke Ahlswede und Nette Nöstlinger, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)