Reuters

Nawalny - Strafzelle wegen nicht zugeknöpfter Uniform

16.08.2022
um 07:52 Uhr

(Reuters) - Der inhaftierte Kreml-Kritiker Alexej Nawalny ist nach eigenen Angaben wegen geringfügiger Verstöße gegen Gefängnisregeln für drei Tage in eine Strafzelle gekommen.

Über seine Anwälte teilte er am Montag auf Twitter mit, dass er bestraft worden sei, weil er regelmäßig den obersten Knopf seiner Gefängnisuniform nicht zuknöpft habe. Zudem habe er versucht, Mitgefangene zur Gründung einer Gewerkschaft zu bewegen.

"Die Einzelhaftzelle ist ein 2,5 x 3 Meter großer Betonzwinger. Die meiste Zeit ist es dort drinnen unerträglich, weil es kalt und feucht ist. Auf dem Boden steht Wasser", schrieb der Gegner von Präsident Wladimir Putin und ergänzte ironisch: "Ich habe die Strandversion - dort ist es sehr heiß und es geht fast keine Luft." Das Fenster sei winzig, es gebe keine Belüftung. "Nachts liegst du da und fühlst dich wie ein Fisch auf dem Trockenem. Um 05.00 Uhr morgens nehmen sie dir deine Matratze und dein Kissen weg (...) und heben deine Koje hoch. Um 21.00 Uhr wird die Pritsche wieder heruntergelassen und die Matratze zurückgebracht. Es gibt einen eisernen Tisch, eine eiserne Bank, ein Waschbecken, ein Loch im Boden und zwei Kameras an der Decke."

Berichten zufolge sitzt Nawalny in der Strafkolonie IK-6 in Melechowo, etwa 250 km östlich von Moskau, seine Strafe wegen Verstößen gegen Bewährungsauflagen sowie wegen Betrugs und Missachtung des Gerichts ab. Behörden in Russland bezeichnen Nawalny und dessen Mitstreiter als Staatsfeinde, die mit Unterstützung des Westens Russland destabilisieren wollten.

Nawalny war im Januar 2021 bei der Rückkehr aus Deutschland in seine Heimat festgenommen und wegen Verstoßes gegen Bewährungsauflagen verurteilt worden. Er war im August 2020 auf einem innerrussischen Flug zusammengebrochen. Zunächst wurde er in Russland behandelt, dann in die Berliner Charite verlegt. Dort wurde eine Vergiftung mit einem Nervengift festgestellt. Die Regierung in Moskau hat Vorwürfe zurückgewiesen, russische Behörden hätten versucht, den Putin-Gegner zu töten.

(Bericht von Andrew Osborn, geschrieben von Hans Busemann, redigiert von Zuzanna Szymanska. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)