Reuters

Bundesregierung rechnet 2023 mit Rezession

06.10.2022
um 17:32 Uhr

- von Holger Hansen

Berlin (Reuters) - Die hohen Energiepreise als Folge des Ukraine-Krieges treiben Deutschland nach Einschätzung der Bundesregierung in eine Rezession.

In der Herbstprojektion der wirtschaftlichen Eckdaten gehe die Bundesregierung für 2023 nach vorläufigen Zahlen von einem Rückgang des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,4 Prozent aus, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag von zwei mit den regierungsinternen Berechnungen vertrauten Personen. Für das laufende Jahr werde die Wachstumserwartung voraussichtlich zurückgenommen auf 1,4 Prozent. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) stellt die Herbstprojektion am kommenden Mittwoch vor. Eine Sprecherin seines Ministeriums sagte auf Anfrage: "Es gibt noch keine finalen Zahlen. Die finalen Arbeiten dauern an."

Im April war die Regierung noch von einem BIP-Plus um 2,2 Prozent 2022 und 2,5 Prozent im nächsten Jahr ausgegangen. Für das Jahr 2024 geht die Herbstprojektion den Insidern zufolge beim derzeitigen Stand von einem Wachstumsplus um 2,3 Prozent aus. Dem Insider zufolge rechnet die Bundesregierung damit, dass die hohe Inflation anhält. Für das laufende Jahr werde von einer Preissteigerung um 7,9 Prozent im Jahresdurchschnitt ausgegangen. Für 2023 würden nach dem derzeitigen Stand der regierungsinternen Beratungen 8,0 Prozent erwartet. Durch die geplante Gaspreisbremse könne sich dies noch geringfügig ändern.

Die wirtschaftlichen Auswirkungen des von der Bundesregierung geplanten 200-Milliarden-Euro-Abwehrschirms gegen hohe Energiekosten und Inflation sind in der Projektion nach Angaben des Insiders noch nicht berücksichtigt. Dies sei zu kurzfristig, zumal die Gaspreisbremse im Detail noch offen sei. Die von der Regierung eingesetzte Gaskommission soll am Wochenende in einer Klausurtagung Vorschläge für eine Gaspreisbremse ausarbeiten, die den Energiepreisanstieg für Verbraucher durch staatliche Subventionen dämpfen würde.

Mit der Konjunktur-Einschätzung bewegt sich die Regierung im Rahmen der Erwartungen der führenden Forschungsinstitute. Diese hatten vorige Woche für die BIP-Entwicklung 2022 und 2023 dieselben Zahlen vorausgesagt. Bei der Inflation waren die Institute indes mit 8,4 Prozent in diesem und 8,8 Prozent im kommenden Jahr noch etwas pessimistischer.

(Bericht von Holger Hansen, redigiert von Hans Seidenstücker; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)