Reuters

Russischer Militärblogger bei Explosion getötet - Verletztenzahl steigt

03.04.2023
um 09:02 Uhr

(Reuters) - Die Zahl der Verletzten bei dem mutmaßlichen Bombenanschlag auf einen bekannten russischen Militärblogger in Sankt Petersburg ist einem Medienbericht zufolge auf 32 gestiegen.

Zehn von ihnen befänden sich in ernstem Zustand, meldete die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA am Montag unter Berufung auf das Gesundheitsministerium. Am Sonntag hatten die Behörden die Zahl der Verletzten zunächst mit 25 beziffert. Die Explosion hatte sich in einem Cafe ereignet. Dabei kam Wladlen Tatarski ums Leben, der zu den prominentesten Militärbloggern Russlands zählt. In seinen Online-Beiträgen befürwortete er Russlands Krieg gegen die Ukraine, kritisierte aber auch oft Spitzenvertreter des Militärs. Beim Messagingdienst Telegram folgten ihm mehr als 560.000 Menschen. Tatarskis richtiger Name lautet Maxim Fomin.

Wer hinter dem Vorfall steckt, ist bislang nicht bekannt. Die Behörden haben Mordermittlungen aufgenommen. Das russische Außenministerium erhob bislang keine Anschuldigungen. Ein führender Vertreter Russlands zeigte mit dem Finger auf die Ukraine, ohne dafür jedoch Belege zu liefern. Der ukrainische Präsidentschaftsberater Mychajlo Podoljak sagte, in Russland mache sich "Inlandsterrorismus" breit. Der Chef der an der Seite Russlands in der Ukraine kämpfenden Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, sagte, er würde dem "Regime in Kiew" nicht die Schuld geben. Er gab zudem an, dass das Cafe ihm früher gehört habe. Er habe es aber "patriotischen" Aktivisten überlassen, die dort Treffen abhielten. Reuters konnte die Angaben nicht unabhängig verifizieren.

Die Nachrichtenagentur Tass zitierte einen Insider, demzufolge die Bombe in einer Statuette versteckt gewesen sei. Diese sei Tatarski überreicht worden, als er in dem Cafe eine Ansprache vor einer Menschengruppe gehalten habe.

Sollte sich bestätigen, dass es sich um einen gezielten Anschlag auf Tatarski handelte, wäre dies das zweite Attentat dieser Art auf russischen Boden seit dem Beginn von Russlands Ukraine-Invasion im Februar 2022. Im August war bei einer Autobombenexplosion bei Moskau die Publizistin Darja Dugina getötet worden. Sie war die Tochter des radikalen Ideologen Alexander Dugin.

(Bericht von Lidia Kelly, Mark Trevelyan, Felix Light, geschrieben von Christian Rüttger, redigiert von Sabine Ehrhardt.; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)