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Ifo - Stimmung in Chemieindustrie gut wie seit Mai 2022 nicht mehr

19.04.2023
um 08:22 Uhr

Berlin (Reuters) - Das Stimmung in der chemischen Industrie ist auch dank sinkender Energiepreise so gut wie seit zehn Monaten nicht mehr.

Das Barometer für das Geschäftsklima stieg in Deutschlands drittgrößtem Industriezweig nach Autobranche und Maschinenbau im März um 7,4 auf minus 10,5 Punkte. Das teilte das Münchner Ifo-Institut am Mittwoch zu seiner monatlichen Unternehmensumfrage mit. Das ist der beste Wert seit Mai 2022. Verbessert haben sich vor allem die Geschäftserwartungen: Sie erreichten erstmals seit einem Jahr wieder einen Wert über der Nullmarke. Auch die Lage beurteilten weniger Unternehmen als schlecht. "In wichtigen Abnehmerbranchen wie Gummi- und Kunststoffverarbeitung, Autoindustrie und Bauhauptgewerbe scheint sich die Konjunktur zu stabilisieren", sagte Ifo-Branchenexpertin Anna Wolf.

Da die Nachfrage weniger schwach beurteilt wird als noch zu Jahresbeginn, wollen mehr Unternehmen ihre Produktion ausweiten. Dabei rechnen mehr Firmen mit Preissenkungen für ihre Produkte, da sich die internationale Wettbewerbsposition weiter verschlechtert habe. "Das kann die Nachfrage ankurbeln, belastet aber ihre ohnehin schon angespannte Ertragslage noch weiter", sagte Wolf.

Bei der Versorgung mit Vorprodukten klagten noch 20,2 Prozent der Unternehmen über Engpässe. Im Dezember 2021 war hier mit 73 Prozent ein Höchststand erreicht worden.

Nach dem Produktionseinbruch im vergangenen Jahr erwartet die Chemiebranche für 2023 keine wirkliche Verbesserung. Die Kunden hielten sich wegen der Wirtschaftsflaute mit Bestellungen zurück, wie der Hauptgeschäftsführer des Branchenverbands VCI, Wolfgang Große Entrup, kürzlich sage. "In der Chemieindustrie fehlen schlichtweg die Aufträge." Deshalb werde es nicht wie nach der Pandemie oder der Weltwirtschaftskrise zu einer kraftvolle Erholung kommen. Für 2023 rechnet der VCI mit einem Rückgang der chemisch-pharmazeutischen Produktion um fünf Prozent.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Rüttger - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)