Reuters

Mehr Insolvenzen in Deutschland - vor allem in Baugewerbe und Handel

19.04.2023
um 08:37 Uhr

Berlin (Reuters) - Bei den Firmenpleiten in Deutschland zeichnet sich angesichts der wirtschaftlichen Flaute und steigender Zinskosten ein Anstieg ab.

Die Zahl der beantragten Regelinsolvenzverfahren lag im Februar um 13,2 Prozent über dem Vormonatsniveau, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Im Februar habe es bereits eine Zunahme um 10,8 Prozent gegeben. Diese Statistik bildet nur Geschäftsaufgaben ab, die im Zuge eines Insolvenzverfahrens ablaufen - nicht jedoch solche aus anderen Gründen beziehungsweise vor Eintritt akuter Zahlungsschwierigkeiten.

Trotz Corona- und Energiekrise lag die Zahl der Firmenpleiten 2020, 2021 und 2022 auf historisch niedrigem Niveau. Grund dafür waren umfangreiche staatliche Hilfen wie die teilweise Aussetzung der Insolvenzantragspflichten, die Ausweitung des Kurzarbeitergelds, finanzielle Hilfen sowie der Vollstreckungsstopp der Finanzbehörden und Krankenkassen. Nun zeichnet sich eine Trendwende ab. Höhere Produktionskosten, wachsende Personalausgaben, deutlicher Zinsanstieg: Wegen schwieriger Rahmenbedingungen sagen Experten mehr Firmenpleiten in Deutschland voraus. Der Kreditversicherer Allianz Trade erwartet in diesem Jahr eine Zunahme um 15 Prozent.

Die tatsächlich bei den Amtsgerichten beantragte Zahl der Unternehmensinsolvenzen lag im Januar bei 1271, wie das Statistikamt mitteilte. Das sind 20,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Im Dezember hatte der Anstieg bei 19,7 Prozent gelegen. Die meisten Unternehmensinsolvenzen entfielen zu Jahresbeginn auf das Baugewerbe mit 246 Fällen (+19,4 Prozent). Danach folgte der Handel (einschließlich Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen) mit 204 Verfahren (+27,5 Prozent).

Die voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger aus den im Januar gemeldeten Unternehmensinsolvenzen bezifferten die Amtsgerichte auf knapp 2,3 Milliarden Euro. Im Januar 2022 hatten die Forderungen mit gut 1,4 Milliarden Euro deutlich niedriger gelegen. Auch die Zahl der beantragten Verbraucherinsolvenzen legte im Januar zu, und zwar um 1,9 Prozent.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Hans Seidenstücker - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)