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Ifo - Immer weniger Industriebetriebe klagen über Lieferengpässe

03.05.2023
um 08:07 Uhr

Berlin (Reuters) - Die Klagen der Industriebetriebe über Probleme bei der Beschaffung von Rohstoffen und Vorprodukten haben im April den siebten Monat in Folge abgenommen.

39,2 Prozent der Firmen berichteten von Engpässen, nach 41,6 Prozent im März. Das ist der niedrigste Wert seit rund zwei Jahren, wie aus der am Mittwoch veröffentlichten Umfrage des Münchner Ifo-Instituts hervorgeht. "Nicht zuletzt, weil auch die Anzahl an neuen Aufträgen gestiegen ist, sind das gute Nachrichten für die Industrie", sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. "Die Unternehmen hätten sich aber sicherlich auch über einen stärkeren Rückgang gefreut."

Trotz der positiven Tendenz liegen die Klagen über Lieferengpässe in nur vier von 18 betrachteten Branchen unterhalb des jeweiligen langfristigen Mittelwertes. "Eine tiefgreifende Entspannung steht in der Industrie noch aus", sagte Wohlrabe deshalb. Zum Vergleich: Vor Beginn der Corona-Pandemie 2020 klagte maximal jedes fünfte Unternehmen über Engpässe.

Bei den Herstellern von elektrischen Ausrüstungen sank der Anteil im April deutlich um knapp zehn Punkte auf 51,3 Prozent. Einen noch stärkeren Rückgang, nämlich von 21,6 auf 5,1 Prozent, gab es in der Getränkeindustrie. Mit 73,5 Prozent ist das Problem der Lieferengpässe bei den Herstellern von Datenverarbeitungsgeräten sowie optischen und elektronischen Erzeugnissen gegenwärtig am größten. "Auch in der Autobranche liegt der Anteil mit knapp 70 Prozent weiterhin sehr hoch", betonte das Ifo-Institut. Nach einer zuletzt deutlichen Entspannung berichteten wieder mehr Möbelhersteller von Problemen bei der Materialbeschaffung (19 Prozent nach 10,4 Prozent).

Die Probleme haben zu einem Auftragsstau in der deutschen Industrie geführt, weil viele Bestellungen nicht abgearbeitet werden konnten. Aktuell liegt die Reichweite des Auftragsbestands bei 7,5 Monaten. Sie gibt an, wie viele Monate die Betriebe bei gleichbleibendem Umsatz ohne neue Bestellungen theoretisch produzieren müssten, um die vorhandenen Bestellungen abzuarbeiten. Die hohen Auftragsbestände können angesichts der verbesserten Versorgung nun nach und nach abgearbeitet werden, was die Produktion stützen dürfte.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Hans Seidenstücker - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)