Reuters

Immobilienbranche - Bund soll mit Kreditzinspaket Wohnungsbau retten

03.05.2023
um 12:22 Uhr

Berlin (Reuters) - Die Immobilienbranche in Deutschland pocht auf mehr Engagement der öffentlichen Hand, damit ein Absturz im Wohnungsbau vermieden werden kann.

Der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) plädiert für ein Kreditprogramm vom Bund mit zwei Prozent Zinsen. Die Gelder würden zurückgezahlt, ohne mittel- oder langfristig den Haushalt zu belasten, teilte der Verband am Mittwoch mit. "Wenn die Wohnungsbaurenditen bei zwei bis drei Prozent stehen, die Kreditzinsen aber bei vier Prozent, kann niemand bauen", sagte ZIA-Präsident Andreas Mattner. "Daher müssen wir die Rahmenbedingungen radikal ändern".

Der ZIA vertritt als Spitzenverband der Immobilienwirtschaft die Interessen seiner Mitglieder, darunter sind 32 Verbände und rund 37.000 Unternehmen der gesamten Wertschöpfungskette. Der ZIA schlägt den Ländern vor, bis 2025 die Grunderwerbsteuer für Wohnimmobilien ohne Einschränkungen auf 3,5 Prozent zu senken oder ganz zu streichen. Anders als andere Verbände glaube der ZIA nicht mehr an die Wirkung von zehn Milliarden Euro aus der Kasse des Bundesfinanzministers. Diese Summe sei wegen der Löcher in den Wirtschaftlichkeitsrechnungen der Bauherren ohnehin nur "ein Tropfen auf den heißen Stein", erklärte Mattner. Forderungen nach Programmen mit 50 oder mehr Milliarden Euro an Zuschüssen, wie jüngst das Bündnis Wohnungsbau bekräftigt hatte, seien angesichts des Bundeshaushaltes unrealistisch. "Wir glauben nicht mehr daran, dass wir das Geld kriegen", sagte der ZIA-Chef.

Schon heute fehlen laut ZIA 400.000 Wohnungen und 2025 700.000. Alle im Bündnis bezahlbarer Wohnraum - der Allianz von Bundesregierung, Bauwirtschaft und Gewerkschaften - vorgeschlagenen Erleichterungen im Baurecht seien richtig, aber mittlerweile nicht mehr ausreichend, warnte Mattner. Deshalb müsse sogenanntes serielles oder modulares Bauen verstärkt werden - denn so könnten Wohnungen in sechs Monaten geliefert werden. Statt bisher rund fünf Prozent sollten 30 Prozent so gefertigt werden. Der ZIA warnte davor, das Mietrecht zu verschärfen und die Mietpreisbremse zu verlängern. Man müsse die Tatsache akzeptieren, dass Mieten auch steigen könnten.

(Bericht von Klaus Lauer, redigiert von Myria Mildenberger; - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)