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Europas Anleger sind vor dem Fed-Zinsentscheid auf der Hut

03.05.2023
um 15:07 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Wenige Stunden vor dem Zinsentscheid der US-Notenbank Fed haben sich die Anleger an den europäischen Aktienmärkten nur sehr vorsichtig vorangewagt.

Der Dax notierte am Mittwochnachmittag 0,5 Prozent höher bei 15.802 Punkten. Der EuroStoxx50 gewann 0,3 Prozent auf 4308 Zähler. An den US-Börsen traten die US-Futures vorbörslich mehr oder weniger auf der Stelle.

Analysten zufolge erwarten die Investoren, dass die US-Währungshüter bei ihrer Entscheidung (20.00 Uhr MESZ) die Zinsen um 25 Basispunkte erhöhen werden. "Die aktuelle geldpolitische Straffung erscheint mittlerweile vollständig eingepreist. Nun hoffen die Händler auf Klarheit über die Zukunft und das Tempo der nächsten Schritte der Notenbanker", sagte Pierre Veyret, Analyst beim Brokerhaus ActivTrades. Deswegen würden vor allem die Erläuterungen von Fed-Chef Jerome Powell unter die Lupe genommen. Sollte er betonen, dass die Risiken im Bankensektor ein Grund seien, die Zinssätze nicht weiter anzuheben, könnte es zu einer Fortsetzung der Rally am Aktienmarkt kommen, sagte Analyst Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets. Mache Powell dagegen deutlich, dass die Inflation immer noch weit über dem Zielwert liege und die Probleme im Bankensektor nicht wirklich besorgniserregend seien, dürften Verkäufe einsetzen.

ÖLPREISE UND DOLLAR UNTER DRUCK

Sorgen um die weitere Entwicklung der globalen Konjunktur angesichts der steigenden Zinsen drückten die Ölpreise erneut ins Minus. Die Nordsee-Rohölsorte Brent und die leichte US-Sorte WTI verbilligten sich um jeweils 2,7 Prozent auf 73,32 und 69,66 Dollar pro Barrel (159 Liter). Am Dienstag hatten sie fünf Prozent verloren und den größten Tagesrückgang seit Anfang Januar verzeichnet.

Konjunktursorgen bremsten auch die US-Währung. Abgemildert wurden diese jedoch von einem überraschend starken Stellenaufbau. Nach Daten des privaten Anbieters ADP wurden in der Privatwirtschaft im April 296.000 Stellen geschaffen, was deutlich über den geschätzten 148.000 lag. Der Dollar-Index, der den Wert des Greenbacks gegenüber anderen wichtigen Devisen misst, grenzte seine Verluste etwas ein und stand noch 0,2 Prozent tiefer auf 101,62 Punkten. Der Euro gewann im Gegenzug auf 1,1033 Dollar.

PROGNOSEANHEBUNG BEFLÜGELT UNICREDIT

Am deutschen Aktienmarkt stachen die Papiere von Teamviewer mit einem Minus von bis zu 12,9 Prozent auf ein Sechs-Wochen-Tief von 14,59 Euro hervor. Das Wachstum des Spezialisten für Fernwartungssoftware reichte den Investoren nicht aus. Ein Börsianer betonte, er halte die Zahlen aber für solide, obschon die durschnittlichen Analystenprognosen teils verfehlt worden seien.

Enttäuschende Quartalszahlen drückten auch die Titel von Lufthansa um rund drei Prozent nach unten. Die Zahlen lieferten ein gemischtes Bild, sagte DZ-Bank-Analyst Dirk Schlamp. Der Umsatz und das Nettoergebnis hätten leicht unter den Erwartungen gelegen.

Rund zwei Prozent abwärts ging es auch für Aktien von Stellantis. Der weltweit drittgrößte Autobauer hat mit Schwierigkeiten bei seiner Logistik zu kämpfen. Inzwischen stehen ungefähr 1,3 Millionen Neuwagen auf den Parkplätzen des Unternehmens, Ende 2022 waren es noch mehr als eine Million weniger.

Gefragt waren nach starken Zahlen dagegen die Papiere der italienischen Großbank Unicredit, die um 5,7 Prozent zulegten. Die Bank rechnet für 2023 nun mit einem Gewinn von mehr als 6,5 Milliarden Euro. Bislang sollte dieser in etwa auf dem Vorjahresniveau von 5,2 Milliarden Euro liegen.

(Bericht von Anika Ross, Zuzanna Szymanska. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)