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Fed erhöht Zinsen zum zehnten Mal in Folge - "Und das war's wohl"

04.05.2023
um 07:17 Uhr

- von Howard Schneider und Reinhard Becker

Washington/Berlin (Reuters) - Zur Bekämpfung der Inflation hat die US-Notenbank die Zinsen über die Fünf-Prozent-Marke gehievt und steuert nun auf eine Pause zu.

Die Fed hob den geldpolitischen Schlüsselsatz am Mittwoch um einen viertel Prozentpunkt auf die neue Spanne von 5,0 bis 5,25 Prozent an. Von Reuters befragte Experten hatten mit der zehnten Anhebung in Folge gerechnet. Noch Anfang 2022 lag der für den Preis des Geldes entscheidende Satz nahe null Prozent. Nach der rasanten Erhöhung dürfte das Ende der Fahnenstange vorerst erreicht sein.

"Ich denke, die Geldpolitik ist straff", erklärte Fed-Chef Jerome Powell. Womöglich sei man auf einem ausreichend hohen Zinsniveau angelangt, oder zumindest nicht weit davon entfernt. Zugleich dämpfte er Erwartungen der Märkte an baldige Zinssenkungen. Da die Fed derzeit davon ausgehe, dass der starke Preisauftrieb nicht so schnell nachlassen werde, wären Senkungen aus Powells Sicht in einem solchen Umfeld unangebracht. Die US-Währungshüter ließen aber nun zumindest Bereitschaft zu einer Pause erkennen. Sie strichen eine Passage aus ihrem Text, wonach eine gewisse zusätzliche geldpolitische Straffung angemessen sein könnte. Stattdessen wurde eine Formulierung als Orientierungslinie für die Finanzmärkte gewählt, die die Tür für eine Erhöhung zwar offen lässt, aber kein klares Signal mehr dafür gibt. Powell wies daraufhin, dass dies eine "bedeutsame Änderung" in der sogenannten Forward Guidance sei, auch wenn nun keineswegs ein Beschluss für eine künftige Pause gefasst worden sei.

MÄRKTE STELLEN SICH AUF PAUSE EIN

"Das war's wohl", so das Fazit der Commerzbank-Ökonomen Bernd Weidensteiner und Christoph Balz mit Blick auf die Zinsserie der Notenbank. Die Betonung der neuen Forward Guidance, die mehrfachen Verweise auf die bereits erfolgten Zinsschritte und die Verschärfung der Kreditvergabebedingungen deuten demnach auf eine Pause im Zinserhöhungsprozess hin: "Wie die Erfahrung der Vergangenheit zeigt, ist eine solche Pause aber normalerweise das Ende der Zinsschritte."

An den Terminmärkten signalisierten auch die Zinsfutures nach der Fed-Entscheidung eine Zinspause bei den Sitzungen im Juni und Juli, der im September eine Senkung folgen könnte. Eine Pause eröffnet die Möglichkeit, dass die im Eiltempo durchgezogene geldpolitische Straffungs-Serie ihre Wirkung nach und nach entfaltet und sich überdies der Bankensektor von den jüngsten Erschütterungen erholen kann.

Ein Ausverkauf bei Aktien der Bank First Republic hatte Sorgen um die Stabilität des US-Finanzsektors wiederaufflammen lassen. Erst die Rettungsübernahme der Regionalbank durch den Branchenriesen JP Morgan sorgte für eine Beruhigung. Vor der First Republic war im März bereits bei der Silicon Valley Bank und der Signature Bank die Reißleine gezogen worden, nachdem auch dort Kunden Milliarden Dollar an Einlagen abgezogen hatten. Das hatte Angst vor einer neuen Bankenkrise geschürt.

Die Fed betonte nun, das Bankensystem sei "robust und widerstandsfähig". Mit Blick auf das Bankenbeben hieß es zugleich, "jüngste Entwicklungen" würden wahrscheinlich zu strengeren Kreditbedingungen für Verbraucher und Firmen führen und somit die Wirtschaft belasten. "Verwerfungen im Bankensystem könnten aus Sicht der Fed offenbar zu einer übertriebenen Einschränkung der Kreditvergabe führen und wie zusätzliche Zinserhöhungen wirken", so die Analyse der Commerzbank-Experten.

INFLATION NOCH HOCH

Die Fed will dem Preisauftrieb mit ihrer straffen geldpolitischen Linie Paroli bieten und dabei nach Möglichkeit keine wirtschaftlichen Verwerfungen riskieren. Die Inflation sank im März um einen vollen Punkt auf 5,0 Prozent, das niedrigste Niveau seit Mai 2021. Die Fed kann das Abebben der Inflationswelle als Teilerfolg verbuchen, auch wenn das Ziel einer Teuerungsrate von 2,0 Prozent noch bei weitem nicht erreicht ist. Powell betonte, der Inflationsdruck sei noch hoch. Es werde voraussichtlich noch ein langer Weg, bis die Zielmarke erreicht werde. Zugleich hält er das Szenario einer Rezession für weniger wahrscheinlich. Wenn es dennoch dazu kommen sollte, setze er auf einen milden Verlauf.

(Redaktion Washington, Mitarbeit Elke Ahlswede, geschrieben von Reinhard Becker, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)