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EZB berät über die siebte Zinserhöhung in Folge

04.05.2023
um 09:52 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Die Währungshüter der EZB beraten an diesem Donnerstag in Frankfurt über die siebte Zinserhöhung in Folge im Kampf gegen die anhaltend hohe Inflation.

Die meisten Volkswirte halten es für wahrscheinlich, dass die Euro-Wächter den Fuß etwas vom Gas nehmen und die Schlüsselsätze diesmal lediglich um 0,25 Prozentpunkte anheben werden. Doch auch eine weitere Erhöhung um einen halben Prozentpunkt wie auf den vorangegangenen drei Zinstreffen ist aus ihrer Sicht nicht ganz vom Tisch. Ein Kompromiss könnte ein kleinerer Schritt nach oben sein um einen Viertel Prozentpunkt gekoppelt mit einem Signal von Notenbank-Chefin Christine Lagarde, dass die EZB mit ihrem Straffungskurs noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht hat.

Die Währungshüter hatten im Juli 2022 nach Jahren der ultralockeren Geldpolitik die Zinswende vollzogen. Seitdem haben sie die Schlüsselsätze in einem rasanten Tempo um insgesamt 3,50 Prozentpunkte nach oben gesetzt. Der an den Finanzmärkten richtungsweisende Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, liegt damit inzwischen bei 3,00 Prozent. Mit einem kleinen Zinsschritt, der an den Börsen mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 80 Prozent erwartet wird, würde er auf 3,25 Prozent steigen.

Für ein geringeres Tempo spricht Volkswirten zufolge, dass die bisherigen Zinserhöhungen bereits langsam ihre Wirkung entfalten. So ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in der Euro-Zone im ersten Quartal nur noch minimal um 0,1 Prozent zum Vorquartal gewachsen. Zudem zeigt die jüngste Umfrage der EZB unter Banken zur Kreditvergabe, dass sich Nachfrage der Unternehmen nach Darlehen bereits abschwächt. Andererseits weist eine Inflation von 7,0 Prozent im April im Euro-Raum immer noch klar darauf hin, dass die Arbeit der Währungshüter noch längst nicht getan ist. Die Rate ist immer noch mehr als drei Mal so hoch wie die Notenbank-Zielmarke von zwei Prozent.

Mit Spannung wird außerdem erwartet, wie sich Notenbank-Präsidentin Lagarde auf der Pressekonferenz zum weitere Zinskurs äußert. Am Geldmarkt wird aktuell davon ausgegangen, dass die EZB den Zinshöhepunkt bereits im Herbst erreichen wird. Eine weitere Frage betrifft die künftige Ausgestaltung des Bilanzabbaus. Insidern zufolge hatten sich zuletzt immer mehr Währungshüter dafür ausgesprochen, den billionenschweren Anleihenbestand der Notenbank schneller als bislang abzubauen. Im Zentrum stehen dabei die rund 3,2 Billionen Euro schweren Bestände an Papieren aus dem Programm zum Ankauf von Vermögenswerten (Asset Purchase Programme ? APP).

(Bericht von Frank Siebelt; Redigiert von Hans Seidenstücker; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)