Reuters

Studie - 2060 über fünf Millionen Arbeitskräfte weniger in Deutschland

05.05.2023
um 13:32 Uhr

Berlin (Reuters) - Das Arbeitskräfteangebot in Deutschland wird nach einer neuen Studie bis zum Jahr 2060 drastisch sinken.

Ausschlaggebend dafür sei der altersbedingte Rückgang der inländischen Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter, erklärte das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) am Freitag. Bis 2060 werde das Erwerbspersonenpotenzial um 11,7 Prozent von 45,7 Millionen auf 40,4 Millionen schrumpfen. Dabei sind bereits weiter steigende Erwerbsquoten von Frauen und Älteren wie auch eine Netto-Zuwanderung von Arbeitskräften berücksichtigt. Die Zuwanderung aus Nicht-EU-Staaten gewinnt dabei an Bedeutung.

Allein bis 2035 sinkt das Arbeitskräfteangebot demnach um über 1,8 Millionen auf knapp 43,9 Millionen Menschen. "Die Ergebnisse zeigen, dass den Betrieben in den nächsten Jahrzehnten deutlich weniger Arbeitskräfte zur Verfügung stehen werden", sagte Enzo Weber vom IAB. "Wenn wir die Schrumpfung vermeiden wollen, müssen wir bei den Gegenmaßnahmen also noch mindestens zwei Schippen drauflegen." Ansatzpunkte seien die Erwerbsbeteiligung, insbesondere ausländischer Frauen und Älterer, der Abbau der Arbeitslosigkeit wie auch die Migration.

"Bei der Erwerbsmigration werden Drittländer gegenüber der EU immer wichtiger", sagte Weber. "Die Hürden müssen deshalb weiter abgebaut werden." Es müsse aber auch mehr dafür getan werden, dass Zugewanderte auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassten und eine langfristige Perspektive fänden. Derzeit wird im Bundestag über ein neues Gesetz beraten, dass die Arbeitskräftezuwanderung aus Drittstaaten erleichtern soll. Migrationsexperten geht es nicht weit genug.

Zur langfristigen Stabilisierung des Arbeitskräfteangebots über 2035 werde es aber auch auf eine höhere Geburtenrate ankommen. "Entscheidend dafür ist eine Gesellschaft, in der sich Beruf und Familie gut vereinbaren lassen", sagte Weber. Faktoren wie umfassende Kinderbetreuungsangebote, partnerschaftliche Aufgabenteilung, flexible individuelle Arbeitsmodelle und familienpolitische Unterstützung würden dabei helfen.

(Bericht von Holger Hansen. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)