Reuters

Umfrage - 81 Prozent der Beschäftigten wünschen sich Vier-Tage-Woche

08.05.2023
um 10:12 Uhr

Berlin (Reuters) - Die aktuell diskutierte Vier-Tage-Woche käme bei Angestellten gut an.

Rund 81 Prozent der Vollzeiterwerbstätigen wünschen sich dies mit entsprechend niedrigerer Wochenarbeitszeit, wie am Montag aus einer Umfrage des WSI-Instituts der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung unter 2575 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten hervorgeht. Knapp 73 Prozent geben dabei an, eine Arbeitszeitverkürzung nur bei gleichem Lohn zu wollen. 17 Prozent der Befragten lehnen eine Vier-Tage-Woche ab, zwei Prozent haben ihren Vollzeitjob bereits auf vier Tage verteilt.

Wer sich eine Vier-Tage-Woche wünscht, will mehr Zeit für sich selbst (97 Prozent) und für die Familie (89 Prozent). Mehr Zeit für Hobbys, Sport und Ehrenamt möchten 87 Prozent der Befragten. Eine Vier-Tage-Woche könnte also auch dabei helfen, zivilgesellschaftliches Engagement zu stärken, erklärten die Forscher. Rund 75 Prozent der Befragten möchten ihre Arbeitsbelastung verringern. Knapp 31 Prozent der Vollzeiterwerbstätigen möchten ihre Arbeitszeit aufgrund von gesundheitlichen Problemen verkürzen.

"MEHRWERT BEI GEWINNUNG VON FACHKRÄFTEN"

Wer eine Vier-Tage-Woche grundsätzlich ablehnt, hat laut Umfrage sehr oft das Gefühl, dass sich an den Arbeitsabläufen nichts ändern würde oder die Arbeit in kürzerer Zeit nicht zu schaffen wäre. Etwa 86 Prozent derjenigen, die keine Vier-Tage-Woche befürworten, wollen ihre Arbeitszeit nicht verkürzen, weil sie Spaß an der Arbeit haben. Rund 69 Prozent dieser Gruppe kann die Arbeit nach eigener Einschätzung nicht einfach einen Tag ruhen lassen. Andere lehnen eine Vier-Tage-Woche ab, weil sie häufig für Kollegen einspringen müssten und rund ein Drittel der Gegner einer Vier-Tage-Woche hat demnach das Gefühl, bei verkürzten Arbeitszeiten beruflich nicht voranzukommen.

Dass sich die große Mehrheit der Vollzeitbeschäftigten eine Vier-Tage-Woche bei gleichbleibendem Lohn wünscht, ist nach Einschätzung des WSI keine grundsätzliche Hürde für eine Arbeitszeitverkürzung. Bisherige Forschung signalisiere, dass Beschäftigte bei einer Vier-Tage-Woche produktiver arbeiteten, wodurch ein Lohnausgleich kompensiert werden könne: "Eine Verbesserung der subjektiven Zeitautonomie stellt dabei zugleich als wichtiger Aspekt von Arbeitgeberattraktivität einen Mehrwert bei der Gewinnung von Fachkräften dar."

(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Reinhard Becker. - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)