Reuters

US-Inflationsrückgang schiebt Börsen an - Dollar sinkt

10.05.2023
um 15:27 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Ein überraschender Rückgang der US-Inflationsrate hat die Stimmung an Europas Börsen zur Wochenmitte aufgehellt.

Anleger packten sich in Erwartung einer Zinspause der amerikanischen Notenbank Aktien und Anleihen in die Depots, während der Dollar unter Druck geriet. Dax und EuroStoxx50 machten am Mittwochnachmittag ihre Kursverluste wett und standen mit 15.952 und 4321 Punkten jeweils auf Vortagesniveau. Die US-Futures signalisieren eine festere Eröffnung an der Wall Street. An den Anleihemärkten fiel die Rendite der zehnjährigen Bundespapiere auf 2,283 Prozent.

Die US-Teuerungsrate für Waren und Dienstleistungen legte im April nur noch um 4,9 nach 5,0 Prozent im März zu. Experten hatten mit einem unveränderten Wert gerechnet, nachdem die Inflationsrate im März um einen vollen Punkt gesunken war. "Es ist der zehnte Rückgang der Jahresrate in Folge. Damit steigen die Chancen, dass die Fed im Juni nicht weiter an der Zinsschraube dreht", sagte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Händler sahen nach den Daten eine 90-prozentige Chance, dass die US-Notenbank die Zinsen in der kommenden Sitzung bei den aktuellen 5 bis 5,25 Prozent belassen wird. Spekulationen auf Zinssenkungen ab Sommer seien angesichts der weiter zugrundeliegenden Inflationsprobleme aber verfehlt, sagten die Analysten der Commerzbank.

DOLLAR GERÄT UNTER DRUCK

An den Devisenmärkten sank der Dollarindex, der die US-Devisen zu anderen wichtigen Währungen misst, um 0,3 Prozent auf 101,36 Punkte. Der Euro legte auf 1,0998 Dollar zu. Indes haben in Deutschland nicht mehr ganz so stark steigende Lebensmittelpreise die Inflationsrate im April auf den niedrigsten Stand seit über einem halben Jahr gedrückt. Waren und Dienstleistungen kosteten im Schnitt 7,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Erstmals seit rund zwei Jahren gaben die Lebensmittelpreise von März auf April leicht nach.

An den Rohstoffmärkten zog der Goldpreis ins Plus - eine Feinunze kostete 2045 Dollar. Auch die Rohölpreise machten vorhergehende Verluste wett.

BILANZSAISON ROLLT WEITER

In Atem hielt Anleger zudem eine Flut an Quartalszahlen. "Sowohl deutsche als auch andere europäische Großunternehmen haben die Analysten-Erwartungen in der aktuellen Berichtssaison übertroffen", fasste Chef-Aktienstratege Sven Streibel von der DZ Bank zusammen. Glänzen konnten am Mittwoch Continental, die mit einem Plus von 3,5 Prozent an der Dax-Spitze standen. Die Erholung seines Autogeschäfts hat dem Zulieferer zum Jahresauftakt ein kräftiges Wachstum beschert.

Größter Dax-Verlierer waren mit Minus 7,7 Prozent hingegen die Titel von Siemens Healthineers. Der Medizintechnik-Konzern gibt einen Teil des Geschäfts seiner milliardenschweren Übernahme Corindus auf, was sich mit einer Abschreibung von 329 Millionen Euro in den Zahlen für das zweite Quartal 2022/23 niederschlägt. Die Quartalszahlen seien sehr gemischt ausgefallen, sagte ein Händler. "Diagnostik ist weiterhin die Hauptenttäuschung", konstatierten die Analysten von JPMorgan.

Mehr als 18 Prozent nach unten ging es in London nach einem Verlust im Halbjahr für Online-Modehändler Asos. Die Inflation habe die Asos-Zielgruppe, modebewusste 20-Jährige, am härtesten getroffen, sagt Adam Vettese, Analyst beim Social-Investing-Netzwerk eToro.

Dagegen zogen in Paris die Aktien von Credit Agricole mehr als fünf Prozent an. "Die Ergebnisse des ersten Quartals sind beeindruckend stärker als erwartet", konstatierten die Analysten von Jefferies.

(Bericht von Anika Ross, Stefanie Geiger, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)